Donald Trump am WEF 2026: Experten sehen auch Chance für die Schweiz
US-Präsident Donald Trump will im Januar nach Davos ans WEF reisen. Jetzt sagen Experten: Trumps Besuch könnte aus diplomatischer Sicht auch Chancen bieten.

Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump will im Januar ans Weltwirtschaftsforum in Davos reisen.
- Der Auftritt des Republikaners könnte zu diplomatischen Konflikten führen.
- Experten sehen jedoch auch die Chance für die Schweiz, Gespräche zum Zollstreit zu führen.
US-Präsident Donald Trump beschäftigt sich mit der Kalenderplanung für das kommende Jahr: Den Zeitraum vom 19. bis 23. Januar 2026 hat er offenbar rot markiert.
Eine offizielle Bestätigung seitens Weltwirtschaftsforum (WEF) und dem Bund steht aktuell noch aus. Dennoch bestätigten zwei voneinander unabhängige Quellen gegenüber «CH Media», dass Trump offenbar am WEF 2026 teilnehmen möchte.
Anders als zuvor behauptet, hat sich der US-Präsident jedoch nicht selbst eingeladen. Die WEF-Organisation teilte am Mittwoch gegenüber SRF mit: Alle Staatschefs der G-20-Länder wurden eingeladen. Also auch die USA.
Donald Trump vertritt WEF-Werte nicht
Nach den skandalträchtigen Vorwürfen gegen WEF-Gründer Klaus Schwab und dessen anschliessendem Rücktritt im April folgt damit die nächste mediale Welle. Und sie scheint mit voller Wucht auf Land zu treffen.
Denn: Donald Trump hat mit seiner Wirtschaftspolitik in den vergangenen Monaten gezeigt, dass er den Werten des WEF fundamental widerspricht.
Das anstehende Treffen der grossen globalen Wirtschaftsakteure wird jährlich im Sinne der Zusammenarbeit ausgerichtet. Diversität, Umweltschutz und Inklusion sind zentrale Werte.
Werte, mit denen Trump nicht viel am Hut hat.
So stehen die WEF-Präsidenten zu Trump
Das neue Co-Präsidium am WEF zumindest dürfte Trump ebenfalls nur zur Hälfte geheuer sein. Seit Schwabs Rücktritt wird das Forum vom Roche-Erben André Hoffmann und dem Black-Rock-CEO Larry Fink angeführt.
Der Amerikaner Fink, der früher den Demokraten nahestand, hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend der konservativen Partei angenähert. US-Medienberichten zufolge ist er inzwischen gar ein Vertrauter Trumps.
Hoffmann ist das genaue Gegenteil. So zeigt er sich mit seiner WWF-Vergangenheit äusserst umweltbewusst und kritisierte den US-Präsidenten immer wieder öffentlich. Und das, obwohl Roche vor nicht allzu langer Zeit in den USA expandierte.
Bedeutet Trumps Anwesenheit am WEF also ein grosses Konfliktrisiko?
Neues Präsidium, neue Tonlage?
«Unter Schwab wurde Kritik an Donald Trump bei dessen ersten Auftritt 2018 als ein ‹Missverständnis› kleingeredet», sagt Dominique Ursprung. Er ist Experte für internationale Beziehungen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Kritische Fragen habe es damals keine gegeben. «Nun wird sich zeigen, ob das WEF dies bei Trumps dritter Teilnahme vor Ort gleich handhaben wird.»
Ursprung geht davon aus, dass Trump die «Spezialbehandlung» für seine Zwecke und als Machtdemonstration zu nutzen weiss.
«Wie viel Wohlwollen er aber allgemein noch hat, wird sich zeigen müssen. Donald Trump hat sehr viel Vertrauen in die USA zerstört.»
Seine Launenhaftigkeit stünde im klaren Widerspruch zu seinem in Davos verkündeten Ziel, mehr Investitionen in die USA zu holen. Das zeige sich auch bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Staaten, die der Präsident täglich ändert.
Trump kommt für die Aufmerksamkeit ans WEF
Aber vielleicht kreuzt Trump auch gar nicht in erster Linie in Davos auf, um mit den Europäern zu sprechen. Vielleicht geht es eher um Aufmerksamkeit.
Ursprung meint: «Donald Trump kommt wohl gerne in die Schweiz, weil das Forum in den Bündner Bergen perfekt auf ihn zugeschnitten ist.»
«Umgeben von einer grossen Delegation, umfassenden Sicherheitsvorkehrungen und Wirtschaftsbossen, die alle mit ihm reden wollen.» Genau so möge Trump es: im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die Anwesenheit der ganzen Weltpresse gehöre ebenso zur Showbühne Davos, auf der Selbstinszenierung die Königsdisziplin sei. Die Plattform selbst, so Ursprung, sei dabei eher zweitrangig.
«Für Trump ist das WEF nur ein Mittel zum Zweck: Eine Persönlichkeit wie er braucht unendliche Aufmerksamkeit. Und wenn er sie bekommt, ist der Anlass für ihn relevant: eine grosse Bühne, um seine Botschaften in die Welt hinauszuposaunen.»
Mit etwas «Schmeichelei» könnte die Schweiz profitieren
Konfliktpotenzial und Aufmerksamkeit hin oder her – Trumps Auftritt bietet auch gewisse Chancen.
Jonathan Slapin, Politikwissenschaftler an der Universität Zürich, sagt zu Nau.ch: Die Anwesenheit des US-Präsidenten dürfte angesichts der Situation mit den Zöllen «nur hilfreich» sein.

Ein Treffen mit Trump könnte für die Schweiz gar eine entscheidende Chance sein. Denn: «Mit der richtigen Dosis persönlicher Schmeichelei ist Donald Trump dafür bekannt, dass er seine Position schnell ändert», sagt Slapin.
Präsenz von Parmelin «wichtig»
Nur um Aufmerksamkeit geht es ihm nämlich nicht, glaubt der Experte. «Ich denke, dass Trumps Auftritt definitiv eine gewisse Symbolik hat.» Der US-Präsident signalisiere, dass er bereit sei, Zeit und Mühe in das Treffen zu investieren.
Auch Ursprung betont: «Für die Schweiz ist Davos auch dieses Jahr wieder eine wichtige Plattform, um die eigenen Anliegen einzubringen.» Vor allem in Sachen Zollstreit.
«Die Präsenz des Bundespräsidenten im Kongresszentrum ist sehr wichtig», sagt er. Ob eine Zoll-Lösung bald oder erst im Frühjahr 2026 erfolge, wenn neue Handelszahlen vorliegen, sei ungewiss.
«Aber die Anwesenheit des US-Präsidenten ist eine Gelegenheit, welche die Schweiz nutzen muss», sagt Ursprung.
Dass Guy Parmelin als künftiger Bundespräsident auch die Handelspolitik verantworte, könne sich noch als glückliche Fügung erweisen.




















