Immer mehr Menschen müssen wegen des Coronavirus ins Spital. Noch geben die Spitäler Entwarnung – doch steigen die Zahlen, sind Engpässe eine Frage der Zeit.
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Eine Fachkraft betreut einen Patienten auf der Intensivstation des Kantonsspitals Freiburg. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mittlerweile sind über 500 Corona-Patienten in den Spitälern, 100 sind in Intensivbetten.
  • Noch gibt es in den meisten Spitälern Kapazitäten für weitere Fälle.
  • Steigen die Zahlen weiter, könnten Einschränkungen im Spitalbetrieb folgen.

Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus haben sich in den vergangenen Wochen vervielfacht. Nach wie vor ist die Situation nicht mit dem Frühling vergleichbar. Dennoch steigt der Druck auf die Gesundheitseinrichtungen: Mehr Fälle bedeutet, dass auch die Spitaleinlieferungen wieder zunehmen.

Coronavirus Spitäler Hospitalisierungen Intensivbetten
Tägliche Neuinfektionen (linke Skala) und Hospitalisierungen (rechte Skala) in den vergangenen drei Monaten. - BAG/Nau.ch

Dies wird aus den Zahlen ersichtlich, welche vom koordinierten Sanitätsdienst der Schweizer Armee bekannt gegeben wurden: Demnach befanden sich gestern Montag schweizweit 586 Covid-19-Patienten in stationärer Behandlung. Am Dienstagmittag lagen 100 Covid-Patienten in Intensivstationen, ergänzte Andreas Stettbacher die neueste Zahl in der Pressekonferenz des Bundes.

Intensivbetten werden bei Coronavirus als erstes knapp

Bisher genügt die Kapazität in den meisten Spitälern: Schweizweit sind gemäss Sanitätsdienst noch über 6000 normale Betten frei. Hier deutet sich keine Knappheit an. Die Erfahrungen aus der ersten Welle des Coronavirus zeigen jedoch, dass ein verhältnismässig grosser Anteil der schwer Erkrankten Intensivpflege benötigt.

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Eine Mitarbeiterin auf der Intensivstation des Kontonsspitals Neuenburg. - Keystone

Die Zahl der Intensivbetten ist deutlich beschränkter: Normalerweise verfügt die Schweiz über 950 bis 1000 Intensivbetten, berichtet «medinside». Durchschnittlich sind davon rund 75 Prozent belegt. Derzeit seien noch 188 zertifizierte Intensivbetten – also rund 19 Prozent – frei, erklärt Stettbacher. Zusätzlich stünden 185 improvisierte zusätzliche Intensivbetten bereit.

Im April waren zeitweise über 50 Prozent durch Patienten mit dem Coronavirus belegt. Dass es dennoch nicht zu gravierenden Engpässen kam, lag an den Massnahmen: Der reguläre Operationsbetrieb wurde deutlich eingeschränkt, nicht-dringende Operationen wurden aufgeschoben. Gleichzeitig konnten die Spitäler damals die Zahl der Intensivbetten kurzzeitig auf 1550 erhöhen und ein Gesundheitsnotstand abgewendet werden.

Lokale Engpässe dank Rega verhindern?

Das Virus ist schweizweit ungleich verteilt. Bern gehört zu den weniger stark betroffenen Regionen. Entsprechend wenig angespannt ist die Situation im Berner Inselspital: «Aktuell können wir den regulären Spitalbetrieb ohne Einschränkungen betreiben», erklärt Mediensprecher Adrian Grob.

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Ein Helikopter der Rega auf dem Helikopter-Landeplatz des Universitätsspitals Lausanne CHUV. - Keystone

Anders sieht es in Schwyz aus, wo das Spital bereits vergangene Woche dringend zum Einhalten der Massnahmen aufforderte. Die Entwicklung sei dramatisch, warnte Spitaldirektorin Franziska Föllmi. Sollten die Kapazitäten nicht mehr genügen, könnten Patienten immer noch in Spitäler gebracht werden, welche noch freie Intensivbetten haben. Hierbei kommt die Rega zum Einsatz – sie hat bereits rund 200 Patienten mit dem Coronavirus transportiert.

Wann sind die Kapazitäten erreicht?

Noch sei die Entwicklung noch nicht so weit, dass nicht-dringende Wahleingriffe abgesagt werden müssen, erklärt Stefan Kuster vom BAG. Wahrscheinlich sei dies doch bereits in Planung.

Aktuell wachsen die Infektionen exponentiell, warnte Kuster an der Pressekonferenz vom Dienstagnachmittag. Auch wenn die neuen Massnahmen die Zunahme stoppen sollen – das Fall-Wachstum dürfte noch eine Weile anhalten, so Kuster. Damit wird auch der Druck auf die Spitäler noch weiter steigen.

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Ein Intensivbett mit Beatmungsgerät. Gibt es mehr Fälle des Coronavirus, können die Spitäler die Kapazität erhöhen – aber nicht beliebig. - Keystone

Dessen ist man sich auch im Inselspital bewusst: «Die Anzahl an stationären Fällen an Covid-19-erkrankten Patienten steigt zurzeit täglich an», so Grob. Dass der Betrieb aufgrund des Coronavirus wieder eingeschränkt werden muss, ist durchaus möglich. «Es ist schwierig vorauszusagen, wann der Normalbetrieb wieder in einen neuen Modus überführt werden muss.»

Wann die Kapazitäten erreicht sind, ist sehr davon abhängig, wie sich die Zahlen in den nächsten Tagen entwickeln. Der Mediensprecher des Inselspitals hofft angesichts dessen auf die Bereitschaft der Bevölkerung: «Wir hoffen sehr, dass die getroffenen Massnahmen des Bundesrates schon bald ihre Wirkung zeigen und die steigende Kurve gebrochen werden kann.»

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