Der Kanton Aargau verkleinert sein Contact Tracing-Team. Betroffene erheben nun heftige Vorwürfe. Der Kanton rechtfertigt sich.
Contact Tracing Coronavirus
Die epidemiologische Situation beim Coronavirus verbessert sich, was zahlreiche Contact-Tracer überflüssig macht. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Aargau verkleinert sein Contact Tracing-Team.
  • Betroffene sind enttäuscht und erheben happige Vorwürfe gegen das Departement.

Die Fallzahlen des Coronavirus steigen in der Schweiz wegen der Ausbreitung der ansteckenden Delta-Variante wieder an. Auch im Kanton Aargau. Das Contact Tracing gewinnt deshalb wieder an Wichtigkeit – sollte man meinen. Doch das Departement für Soziales und Gesundheit (DSG) scheint anderer Meinung zu sein und verkleinert sein Team.

Gegenüber der «Aargauer Zeitung» haben sich drei von den Entlassungen betroffene Personen geäussert. Ihre Schilderungen werfen kein gutes Licht auf das DSG.

Coronavirus: Contact Tracer fühlen sich im Stich gelassen

Einer der Kritikpunkte: Statt die Mitarbeitenden ganz zu entlassen, wurden 59 von rund 150 Angestellten sogenannte «Verträge auf Abruf» angeboten. Sie können bei Bedarf aufgeboten werden, haben aber keine Einkommens-Garantie. Für die Betroffenen ein Unding.

Coronavirus
Contact-Tracer in Zürich, Schwyz und Thurgau müssen sich eine neue Stelle suchen. (Symbolbild) - Keystone

Auch die Entscheidung, welche Mitarbeitenden bleiben dürfen und welche gehen müssen, sei sehr undurchsichtig getroffen worden. Zwar seien vom DSG Kriterien kommuniziert worden, doch daran gehalten haben soll sich das Departement nicht.

Zu Einzelfällen will sich das DSG nicht äussern. Allerdings würde sämtlichen Betroffenen das rechtliche Gehör gewährt, die Frist sei noch nicht abgelaufen.

Wären Kündigungen nicht nötig gewesen?

Die Betroffenen ärgern sich in der «AZ» auch darüber, dass ihr Einsatz während der zweiten Welle nicht gewürdigt wurde. Man habe Überzeit angeordnet, teilweise 13 Tage am Stück gearbeitet, keine Ferien bezogen. Als Dank dafür habe es nun die Kündigung gegeben.

Wurden Sie bereits einmal von einem Contact Tracer kontaktiert?

Das DSG gibt die hohe Arbeitsbelastung während der zweiten Welle des Coronavirus gegenüber der Zeitung zu. «Viele Beteiligte haben in dieser Zeit einen ausserordentlichen Einsatz geleistet, durchaus auch auf eigene Initiative.» Die geleisteten Mehrstunden seien aber kompensiert oder ausbezahlt worden. Auch sei der Personalbestand zu dieser Zeit ausgebaut worden.

Nicht zuletzt sorgt bei den Betroffenen auch die Tatsache für Unmut, dass noch im Frühling neue Contact Tracer angestellt wurden. Dies, weil für die damalige Kantonsärztin Yvonne Hummel das Contact Tracing einen hohen Stellenwert hatte, trotz sinkenden Zahlen.

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Die Aargauer Kantonsärztin Yvonne Hummel informierte die Medien am Montag. - Keystone

Nun habe es eine Neuausrichtung der Prioritäten gegeben. Die Reorganisation war jedoch laut DSG geplant. Auch wenn keine neuen Contact Tracer angestellt worden seien, hätte man nun Leute entlassen müssen.

Für die Entlassenen ein schwacher Trost. Eine Betroffene sagt, die Kündigung sei «eine Ohrfeige für uns alle».

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