An seinem letzten Arbeitstag gab «Mister Coronavirus» Daniel Koch bekannt, dass er Berater wird. Seine neue Rolle gibt Verschwörern Aufwind, warnt Marko Kovic.
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Mirko Kovic (r.) kritisiert die Berater-Rolle von Ex-«Mister Corona» Daniel Koch. - Keystone/zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Je mehr Unsicherheit in Sachen Corona herrscht, desto stärker werden die Verschwörer.
  • Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic kritisiert die neue Rolle von Daniel Koch.
  • Der ehemalige Corona-Delegierte des BAG gäbe den Skeptikern mit seinen Mandaten Aufwind.

Zu Beginn als wenig sinnvoll abgetan, gilt nun im öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht. Auch die Hauptansteckungsquelle des Coronavirus sorgte jüngst für Verwirrung. Das Bundesamt für Gesundheit BAG musste am Sonntag seine Information vom Freitag korrigieren.

Obwohl in beiden Fällen die Fakten schliesslich klar dargelegt wurden, verleiht dieses Wirrwarr den Corona-Skeptikern Aufwind. «Das ist ganz klar Wasser auf die Mühlen der Corona-Verschwörungstheoretiker», sagt der Schweizer Kommunikations- und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic.

Marko Kovic coronavirus
Marko Kovic ist Soziologe und Experte für Verschwörungstheorien. - zvg

Kovic kritisiert zudem die neue Rolle des ehemaligen «Mister Corona» Daniel Koch scharf. «Ich finde es problematisch, dass er jetzt als Lobbyist auftritt und ein Beratungsbüro gegründet hat», sagt der Sozialwissenschaftler.

Die Verschwörungstheoretiker könnten nun mit dem Finger auf ihn zeigen und sich bestätigt fühlen. «Dies im Sinne von: Er hat die ganze Zeit komisches Zeugs geredet und jetzt kassiert er ab.» Koch berät zum Beispiel den Eishockeyclub SC Bern bei seinem Stadion-Schutzkonzept.

Daniel Koch
Daniel Koch ist neu auch Botschafter der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft. - keystone

Die Szene der Verschwörungstheoretiker sei breiter, als man denke, sagt Marko Kovic. Es gebe einen harten Kern mit prominenten Persönlichkeiten wie dem Schweizer Daniele Ganser oder dem deutschen Kochbuchautor Attila Hildmann.

Diese seien vor allem in den sozialen Medien sehr aktiv. Die grosse Mehrheit hingegen verhalte sich eher passiv. «Sie haben eine Antwort gesucht, als die Wissenschaft noch keine hatte», begründet Kovic deren Haltung.

«Man sollte mit Verschwörungstheoretikern über Fakten sprechen»

Die Verschwörungstheoretiker würden sich den aktuellen Gegebenheiten der Pandemie anpassen, erklärt Kovic. «Während des Lockdowns war der Freiheitsentzug das Hauptthema, jetzt ist es der vermeintliche Impfzwang.»

Einfach zuschauen und die Verschwörungstheoretiker gewähren lassen, ist in den Augen von Marko Kovic nicht die richtige Lösung. «Man sollte versuchen, mit ihnen über Fakten und Logik zu sprechen, ohne sie dabei vor den Kopf zu stossen.»

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Gegner des Coronavirus demonstrierten am 4. Juli in Bern gegen die Massnahmen des Bundesrats. - Keystone

Und auch wenn dies allenfalls nicht funktioniere: Dies sei immer noch besser, als gar keine Kontrolle mehr über die Diskussionen zu haben. Verlagere sich die Diskussion via Whatsapp in den privaten Raum, könne man gar nicht mehr argumentieren, und das sei gefährlich. «Das beste Mittel gegen schlechte Argumente sind immer noch gute Argumenten», so Kovics Credo.

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