Stadt Zürich

Restaurants verkaufen jetzt Hahnenwasser «à discrétion»

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Zürich,

In Zürich erobert ein neues Konzept die Beizen-Terrassen: Hahnenwasser «à discrétion». Der Chef eines Vorreiter-Restaurants spricht bei Nau.ch über den Trend.

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Einmal vier Franken zahlen. Und dann können Gäste im Restaurant Ooki Pavillon in Zürich Wasser à discrétion trinken. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Einmal vier Franken zahlen, den ganzen Abend lang Hahnenwasser trinken.
  • Auf dieses Konzept setzt das Restaurant Ooki Pavillon beim Letzigrund.
  • Vor allem in Zürich ziehen immer mehr Restaurants nach.
  • Schweizweit bieten die meisten Beizen Hahnenwasser noch immer gratis an.

Sollen und dürfen Restaurants für Hahnenwasser Geld verlangen? Und wenn ja, wie viel? Es ist und bleibt eine Streitfrage.

Jetzt verbreitet sich in Zürich ein neuer Ansatz unter Beizern: Hahnenwasser «à discrétion». Einmal zahlen, so viel aus dem Restaurant-Hahnen trinken, wie man will.

Nicolas Kern, Präsident Gastro Stadt Zürich, bestätigt bei Nau.ch, dass das «à discrétion»-Konzept aufkommt. «Es gibt immer mehr Restaurants, die das einführen.»

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Aufbereitetes Hahnenwasser mit und ohne Sprudel «à discrétion» gibt es im Zürcher Ooki Pavillon für vier Franken. - Ooki Pavillon Getränkekarte

Einer der Vorreiter ist das «Ooki Pavillon» beim Letzigrund-Stadion. «Das Konzept wird von den Gästen grundsätzlich geschätzt. Insbesondere von Gruppen oder Familien», erzählt Inhaber Ino Oki.

Man spreche bewusst nicht von Hahnenwasser, sondern von Wasser.

So entsteht Wasser à discrétion für vier Franken

«Das Wasser wird vor Ort durch unsere eigene Wasseraufbereitungsanlage gefiltert. Und bei Bedarf mit Kohlensäure versetzt», sagt Oki.

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Ein Bild des Summer Festivals aus dem letzten Jahr im Restaurant Ooki Pavillon. Hier setzt man auf ein Wasser-à-discrétion-Konzept. - Instagram

Das sei mit «nicht unerheblichem» Aufwand verbunden. «Das Wasser muss vorbereitet, in Flaschen abgefüllt, hin- und hergetragen sowie die Gläser laufend gespült werden.»

Deshalb verrechne man einen Pauschalpreis von vier Franken. «Unabhängig davon, wie viel und ob mit oder ohne Kohlensäure konsumiert wird.»

Wie viel würdest du für einen Liter Hahnenwasser im Restaurant bezahlen?

Wasser ist besser als Hahnenwasser

Gastro-Präsident Kern hat aber noch eine andere Vermutung. «Wenn ein Restaurant aufbereitetes Hahnenwasser einfach ‹Wasser› nennt, umschifft man diese Fragen.»

Auch Ooki-Chef Ino Oki bestätigt: «Unsere Erfahrung zeigt, dass der Begriff ‹Hahnenwasser› bei gewissen Gästen Vorbehalte auslöst.»

Obwohl es sich um qualitativ hochwertiges Trinkwasser handle. «Mit dem neutralen Begriff ‹Wasser› vermeiden wir unnötige Diskussionen.»

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Ino Oki ist Eigentümer des Restaurants Ooki Pavillon in Zürich. - pavillon.ooki.tokyo

Gleichzeitig kommuniziere man transparent, dass es sich nicht um abgefülltes Markenwasser handle.

Dumm nur für die Mineralwasser-Quellen

Für den obersten Zürcher Beizer ist «Hahnenwasser à discrétion» eine «sinnvolle und faire Lösung. Vor allem für jene Restaurants, die schon über eine Aufbereitungs-Station sowie eigene Wasser-Flaschen verfügen.»

Klar sei auch: «Mineralwasser-Quellen haben sicher nicht die grösste Freude an dieser Geschichte ...»

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Immer mehr Restaurants – vor allem in Zürich – bereiten ihr Wasser selbst auf und bieten es «à discrétion» an. (Symbolbild) - keystone

Für Restaurants sieht Kern hingegen mehr Vor- als Nachteile. Der Aufwand sei zum Beispiel geringer.

Vier Franken für à discrétion ist «sehr günstig für Zürich»

Wenn es einen Nachteil für Restaurants gebe: «Vier Franken für Wasser in der Stadt Zürich – der Preis ist sehr günstig. Schon nur ein kleines Fläschli kostet sonst meist mehr.»

In der Tat: Zuletzt berichtete Nau.ch, dass ein Liter Wasser in Zürich wohl bald 15 Franken kostet.

Rechnung
Mit dieser Rechnung warnt eine Touristin andere Schweiz-Reisende: Sie hat über 26 Franken für Hahnenwasser bezahlt. - Facebook

Zudem sorgte eine Berner Oberländer Beiz letzten Sommer für Schlagzeilen. Für sechs Gläsli «Jungfrau-Wasser» – oder auch Hahnenwasser genannt – verlangte das Lokal 26 Franken …

Die meisten Schweizer Beizen verlangen nichts für Hahnenwasser

Der Schweizweite Hotel- und Restaurant-Verband «Gastrosuisse» sagt, dass das Thema Hahnenwasser ein ständiges Thema sei.

Ob es sich für einen Betrieb lohne, «Wasser à discrétion» anzubieten, hänge von Angebot und Gästen ab. «Je nachdem, wie sich der Betrieb ausrichtet, kann Gratis-Leitungswasser sinnvoll sein», so Sprecherin Iris Wettstein.

Der Branchenspiegel zeige, dass neun von zehn Restaurants in der Schweiz Hahnenwasser anbieten.

Davon verlangen mehr als die Hälfte (62 Prozent) kein Geld dafür. Höhere Preise als zwei bis drei Franken pro Liter seien bislang auf die ganze Schweiz bezogen kaum verbreitet.

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Viele Restaurants in der Schweiz verlangen für Hahnenwasser kein Geld. - GastroSuisse

Nur knapp ein Prozent der Restaurants in der Schweiz verlangt für einen Liter Hahnenwasser über sieben Franken.

À discrétion? Bei den Baslern gibts keinen Zürich-Trend

Der «à discrétion»-Trend scheint aktuell noch nicht auf andere Städte überzuschwappen. «Mir sind solche Lokale in Basel nicht bekannt», sagt etwa Maurus Ebneter, Präsident des Wirteverbands Basel-Stadt.

Betreiber, die sich wie in Zürich für ein «Free-Refill-Konzept» entscheiden, würden fehlende Getränkeumsätze wohl anderswo einkalkulieren. «Letztlich halte ich diese Art der Preisgestaltung für Marketing.»

Von Gastro Bern blieb eine entsprechende Anfrage zum Hahnenwasser-Konzept unbeantwortet.

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Kommentare

User #4900 (nicht angemeldet)

4 Franken pro Person für Hahnenwasser? Wo man täglich mitbekommt, wie schlecht es darum steht, resp. wie belastet es mit unterschiedlichsten Chemikalien ist? Nein, Danke! Wenn schon so viel Geld, dann lieber einwandfreies Wasser aus einer Wasserquelle.

User #4745 (nicht angemeldet)

Ich esse gut mit Apero.Mit Freunden plus Bierchen.Für Hanewasser bezahle ich nicht Punkt.....

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