Viele Unternehmen in den Schweizer Skigebieten fürchten wegen der Massnahmen gegen das Coronavirus um ihre Existenz, einige mussten bereits Stellen streichen.
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Ein Schaufenster eines Sportgeschäfts in Zermatt. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum grossen Ladensterben kam es bisher in den Schweizer Skigebieten nicht.
  • Allerdings wurden zahlreiche Stellen bereits gestrichen, die Aussichten bleiben düster.
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Der Lockdown und das Ausbleiben der Touristen macht dem Detailhandel in den Schweizer Skigebieten schwer zu schaffen. Das befürchtete grosse Ladensterben hat zwar noch nicht eingesetzt – doch die Aussicht ist düster.

So wurden etwa in den Tourismusorten wie Arosa GR, Lenk BE oder Engelberg OW mehr Restaurants und Hotels aus dem Handelsregister gelöscht, als neue gegründet. Dies trifft ebenfalls auf den Detailhandel zu. Das zeigen die Daten des Informationsdienstes CRIF. Total wurden in ausgewählten Tourismusorten im Jahr 2020 118 Firmen gegründet und 100 gelöscht.

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Zahlreiche Betten bleiben in den Schweizer Hotels wegen der Corona-Pandemie leer. (Archivbild) - Keystone

Doch Experten von verschiedenen Branchenverbänden warnen vor voreiligen Rückschlüssen. Der Schweizerische Gläubigerverband Creditreform geht davon aus, dass die staatlichen Hilfen wie Notkredite und Härtefallregelungen Konkurse derzeit verhinderten. Es sei aber klar, dass die Aufhebung der coronabedingten Massnahmen für viele Betriebe zu spät kommen würden.

Milliardenverlust in der Sportartikelbranche

Stellvertretend für den skigebietnahen Detailhandel nimm Nau.ch die Sportartikelbranche unter die Lupe. Die Branchenverbände der Händler und Hersteller von Sportartikel, ASMAS und SPAF, haben die Auswirkungen der Corona-Krise detailliert analysiert.

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Ein Kunde probiert einen Helm an in einem Sportgeschäft. - Keystone

Das düstere Fazit: «Fast eine Milliarde Verlust bis Ende Februar 2021. Und ein Fünftel aller Jobs in der Sportbranche sind gefährdet.» Besonders hart betroffen sind die Bereiche der Teamsportarten und des alpinen Wintersports – und damit verbunden die Läden in den Berggebieten.

Auswirkungen des zweiten Lockdowns schlimmer

Zwar konnte der stationäre Detailhandel in den Bergdestinationen im Sommer noch vom Outdoor-Boom profitieren. Doch der Rückgang im alpinen Wintersport überwiege, denn 43 Prozent des Umsatzes erwirtschafte der Detailhandel im Winter. Somit mussten die Wintersport-Läden in den Bergdestinationen wegen des zweiten Lockdowns mitten in der Hochsaison schliessen.

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17.12.2020, Schweiz, Flums: Zwei Skifahrer stehen unter einem Banner im Skigebiet Flumserberg, das auf die Maskenpflicht hinweist. - dpa

Für das Jahr 2020 liege der Umsatzrückgang bei rund 16 Prozent. Im laufenden Jahr rechne man sogar mit einem Einbruch von 32 Prozent – unter der Voraussetzung, dass sich die Lage ab März normalisiere.

Krise im Sportfachhandel noch lange spürbar

Die Krise wird keinesfalls mit dem Ende des Lockdowns vorbei sein. Es ist davon auszugehen, dass kaum eine Möglichkeit besteht, um die verpassten Umsätze nachzuholen. Die potenziellen Gäste weilen dann nicht mehr in der Destination und damit ist auch kein Nachholeffekt möglich. Ausserdem dürften viele Skifahrer ihre Ausrüstung bereits in einem der grossen Onlineshops gekauft haben.

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Die Hanser Consulting AG hat im Auftrag der Branchenverbände eine grossangelegte Umfrage unter den Unternehmen durchgeführt. Dabei wird der Pessimismus in den Bereichen Wintersport alpin und Teamsport deutlich. Bereiche wie Outdoor, Bike, Ski Nordisch, Schneeschuhlaufen und Skitouring sind nicht betroffen und weisen höhere Umsätze auf.

Die Händler sitzen nun auf vollen Lagern mit zum Teil Ware, welche nur preisreduziert verkauft werden kann. Im besten Fall könne zwar ein Teil der nun angesammelten Ware noch verkauft werden. Doch dieser Umsatz fehlt dann bei den Lieferanten. Denn 80 Prozent der befragten Geschäfte planten für die kommende Wintersaison, 25 bis 50 Prozent weniger Ware zu bestellen.

Jede vierte Stelle wegen Coronavirus gestrichen

Zum grossen Ladensterben kommt es laut eigener Einschätzung der Unternehmen wohl nicht. Aber: 17 Prozent der Sport-Fachhändler in Tourismusorten betrachten sich als existenziell gefährdet.

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14 bis 17 Prozent der Detailhändler betrachten sich wegen des Coronavirus als existenziell gefährdet. - Hanser Consulting AG / ASMAS / SPAF

Noch entmutigender sieht die Zukunft für die Arbeitnehmenden dieser Betriebe aus. Jede vierte Stelle ist gefährdet. Zudem hat fast die Hälfte der Betriebe Arbeitspensen gesenkt und setzt vermehrt auf Arbeit auf Abruf.

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