Coronavirus: So ergeht es den Kindern in der Pandemie
Nicht nur Erwachsene, auch Kinder müssen in Zeiten des Coronavirus auf vieles verzichten. Nau.ch hat sich bei den Jüngsten herumgehört.

Das Wichtigste in Kürze
- Bereits im Frühling während des Lockdowns mussten Kinder auf vieles verzichten.
- Freizeit- und Sportangebote fallen für die Kinder nun bereits zum zweiten Mal weg.
- Nau.ch hat nachgefragt, wie die jüngste Generation die Pandemie erlebt.
Die zweite Welle rauscht derzeit über die Schweiz. Und mit ihr auch die zweite «Bleib zu Hause»-Welle. Die steigenden Infektionszahlen und die damit verbundene Unsicherheit machen sich auch bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar.

Freizeit- und Sportangebote leiden unter dem Coronavirus. Viele Veranstaltungen, Kurse und Trainings für Kinder mussten abgesagt werden. Auch Freunde zu treffen oder die Grosseltern zu besuchen, fällt für unsere Jüngsten im Corona-Jahr zum Grossteil aus.
Nau.ch hat den Pandemie-Puls bei drei Kindern gefühlt, die auf die Ausübung ihrer Hobbys und auf ihre Grosseltern verzichten müssen.
Besonders die Grosseltern werden vermisst
«Dass es aus China stammt und Menschen daran sterben», weiss der 9-jährige Maleo aus Thun BE über das Coronavirus. Er habe sich mittlerweile an das viele Händewaschen in der Schule und zu Hause gewöhnt. Auch in der Freizeit denkt Maleo an die Abstandsregeln: «Ich spiele immer nur mit den gleichen drei Freunden und immer draussen. Beim Fussballspielen versuchen wir immer den Abstand einzuhalten.»
Auch die 11-jährige Aline, ebenfalls aus dem Berner Oberland, ist bereits verantwortungsbewusst: «Ich trage beim Einkaufen immer eine Maske, weil ich helfen möchte, dass sich das Virus nicht verbreitet.» Generell weiss Aline sehr gut Bescheid, wie man sich schützen kann. Auf dem Pausenplatz gelinge das aber nicht immer: «Unser Pausenplatz ist aufgeteilt und wir müssen Abstand zu den anderen Klassen halten. Aber der Pausenplatz ist sehr klein.»
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Aline findet es zudem schade, dass sie ihre Hobbys nicht mehr gleichermassen betreiben kann. «Und die Grosseltern fehlen mir manchmal sehr», sagt sie traurig. Aline bleibt trotz der vielen Infizierten optimistisch und hofft auf eine schnelle Besserung. Einzig die Corona-Demonstranten versteht sie nicht: «Wenn sie ja gar keine Maske tragen, geht das Coronavirus auch nicht weg, oder?»
Ähnlich sieht es auch der um ein Jahr ältere Leano: «Das Virus hat schon viele Leute angesteckt und kann ja sogar tödlich sein.» Er und seine Familie hätten fast keinen Besuch mehr. Und wenn mal jemand vorbeikomme, würden sie immer eine Maske tragen. «Das Fussballtraining fehlt mir sehr, weil ich meine Energie nicht mehr herauslassen kann», sagt Leano.
Wenn Kinder Bundesrat spielen dürften
Was würdest du machen, wenn du Gesundheitsminister Alain Berset sein könntest? Leano antwortet auf die Frage, dass die Menschen weniger nach draussen gehen sollten, um das Virus einzudämmen. Auch eine Maskenpflicht – überall ausser Zuhause – hat er als Idee parat.
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Der drei Jahre jüngere Maleo hingegen findet die bisherigen Massnahmen von Alain Berset in Ordnung. «Ausser das Fussballspielen im Verein, das sollte doch möglich sein», gibt er dem Gesundheitsminister als Kritik mit auf den Weg.
Aline würde es gut finden, wenn sich wirklich alle Menschen an die Vorschriften wie das Abstandhalten und Maskentragen halten würden. Sünder würde sie gerne härter bestrafen: «Ich würde eine hohe Busse aussprechen.»

Einsamkeit oder Langeweile scheint bei den Kindern in Zeiten des Coronavirus aber kaum aufzukommen. Ihre Familien würden sie schon auf Trab halten, meinen alle drei befragten Kinder.
Kinder kämpfen mit Unsicherheit wegen Coronavirus
Die deutsche Entwicklungspsychologin Anja Karlmeier sagte jüngst gegenüber «Zeit Online», Kinder würden sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen: «Wenn die Familien ihren Kindern gute Bedingungen bieten, werden sie in den meisten Fällen nicht geschädigt.»
Sie betont, dass sie immer wieder Kinder erlebe, welche mit einer grossen Unsicherheit wegen des Coronavirus kämpfen würden. Die Psychologin erklärt, es sei wichtig, dass sich die Kinder aussuchen können, mit wem und mit was sie sich beschäftigen. Dies sei während der Corona-Pandemie bislang zu kurz gekommen.

Eindrücklich sind die Zahlen, welche Pro Juventute auf Anfrage von Nau.ch mitteilt. Sprecherin Lulzana Musliu erläutert, dass bei der Stiftung im Corona-Jahr 200 Prozent mehr Beratungen per Chat durchgeführt wurden.
Viele würden sich wegen des Themas der Einsamkeit melden. «Für sie ist der Wegfall des sozialen Austauschs spürbar härter als für andere. Kinder und Jugendliche haben Angst, ihre Freunde zu verlieren oder keine neuen zu finden», erklärt Musliu.