Wegen Corona lag Jonas Lüscher sieben Wochen im Koma. Dieses sei wie ein langer Albtraum und ein sehr traumatisches Erlebnis.
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Jonas Lüscher lag neun Wochen auf der Intensivstation, sieben davon im Koma. - Keystone, SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Covid-Patient Jonas Lüscher lag sieben Wochen im Koma.
  • Wegen bizarren, unangenehmen und sehr realen Träumen brauchte er eine Traumatherapie.
  • Er hat als Einziger in seinem Dreierzimmer überlebt.

Die Schweizer Spitäler und Intensivstationen füllen sich wegen des Coronavirus. Aktuell liegen 283 Personen mit Covid-19 auf einer IPS. Doch wie ergeht es eigentlich den Patienten, wenn sie sie wieder verlassen können?

Bei «Gredig direkt» von SRF gibt Jonas Lüscher Auskunft. Der 45-jährige Schriftsteller steckte sich im letzten Jahr mit dem Coronavirus an. Obwohl er keine Vorerkrankungen hatte, erwischte es ihn hart: Er verbrachte neun Wochen auf einer Intensivstation, sieben davon im Koma.

Noch heute hat er Nachwirkungen, eine vernarbte Lunge und eine «vernarbte Seele», wie er sagt. Denn es sei ein «sehr traumatisches Erlebnis gewesen.

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Aktuell liegen 283 Patienten mit Corona auf Schweizer Intensivstationen. (Symbolbild) - Keystone

Im Koma sei man «nicht ganz weg», es sei eher wie ein langer Albtraum, ein Delirium. Er habe gewisse Aspekte der Aussenwelt mitbekommen, erzählt er. Beim Aufwachen sei ihm dann lange unklar gewesen, was er wirklich erlebt hatte und was nicht.

«Ich habe sehr verstörende und wahnsinnig realistische Träume gehabt», so Lüscher. Darin habe er sehr bizarre und unangenehme Dinge in Japan erlebt – und das habe ihn noch lange Zeit beschäftigt. «Es war für mich monatelang ein Problem, Bilder und Filme aus Japan zu sehen.» Schlussendlich habe er eine klassische Traumatherapie absolvieren müssen.

Jonas Lüscher: Habe als Einziger in meinem Zimmer überlebt

Peter Steiger, der leitende Arzt des Instituts für Intensivmedizin des Unispitals Zürich, präzisiert: Patienten mit einem schweren Verlauf von Corona seien stark sediert, in einem künstlichen Koma. Daran könne sich Lüscher wohl kaum erinnern. In der sehr langen Aufwachphase könne man dann nicht unterscheiden, was Realität und was Traum, Fantasie oder Halluzination sei. Zudem könne das Coronavirus auch das Hirn selbst angreifen und entsprechende Effekte haben, so Steiger.

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Peter Steiger vom Unispital Zürich bei «Gredig direkt». - SRF

An seine Zeit in der Intensivstation denkt Jonas Lüscher mit widersprüchlichen Gefühlen zurück. Einerseits mit einem guten, weil die Pflegenden und Ärzte ihn mit einer «wahnsinnigen Menschlichkeit» durchgebracht hätten. Andererseits seien es auch schwer zu tragende Gedanken. Denn er sei der Einzige, der in seinem Dreierzimmer überlebt habe.

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