Ex-Mister-Corona Daniel Koch stand unter Polizeischutz. Doch auch unbekanntere Corona-Experten werden angefeindet. Die Taskforce des Bundes ist beunruhigt.
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Wer sich öffentlich zum Coronavirus äussert, muss mit Anfeindungen rechnen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wer sich mit Aussagen zum Coronavirus exponiert, muss mit Anfeindungen rechnen.
  • Nebst Aushängeschildern wie Daniel Koch treffen die Drohungen auch Wissenschaftler.
  • Virologin Isabella Eckerle wehrt sich mit Rechtsmitteln.

Seit dem Ausbruch der Pandemie Anfang Jahr ist das Coronavirus das Gesprächsthema Nummer 1 – und polarisiert. Auf die anfängliche grosse Solidarität und Verehrung gewisser Aushängeschilder wie Daniel Koch und Bundesrat Alain Berset folgte viel Skepsis und Kritik.

Coronavirus BAG
Gebetsmühlenartig predigten dies Gesundheitsminister Alain Berset und der damalige Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, Daniel Koch, das Händewaschen. - Keystone

Wer sich zum Coronavirus äussert, muss damit rechnen, heftig angefeindet zu werden. Koch musste wegen Mord-Drohungen gar unter Polizeischutz gestellt werden. Nun trifft es auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind.

Genfer Virologin schlägt zurück

So zum Beispiel die Virologin und Professorin Isabella Eckerle, die die Abteilung Infektionskrankheiten an den Universitätskliniken in Genf leitet. Regelmässig äussert sie sich auf Twitter mit Zahlen und Fakten zum Coronavirus und weist auf Studien hin.

Nun scheint sie per Mail mehrfach übel beleidigt und bedroht worden zu sein. Auf Twitter wendet sie sich an ihre Hater und droht ihnen mit rechtlichen Schritten. «Mit Konsequenzen ist zu rechnen», so Ecklerle.

Von ihrer Community erntet sie viel Unterstützung für ihre Vorgehensweise. Viele rufen sie dazu auf, deswegen jetzt ja nicht den Kopf in den Sand zu stecken und zu schweigen, sondern weiter zu kommunizieren. «Diese moderne Hexenjagd auf die besten Wissenschaftler unseres Kontinents ist eine Schande», schreibt ein Follower.

Eckerle selber möchte sich auf Anfrage von Nau.ch nicht weiter zu den Drohungen äussern. Sie wolle Medienanfragen derzeit auf ein Minimum herunterfahren, um sich direkt auf wissenschaftliche Themen zu fokussieren.

Auch viele Taskforce-Mitglieder werden beleidigt

Doch nicht alle halten die Anfeindungen und Beleidigungen aus. Neuropathologie-Professor Adriano Aguzzi etwa kommentiert, er habe den Kontakt zu den Journalisten vor vier Monaten abgebrochen.

Ohne Zeitungsinterviews sei sein Leben bessert, twittert ein Arzt. - Twitter/@AdrianoAguzzi

Wie Martin Ackermann, Leiter der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes auf Anfrage erklärt, erhalten «viele Mitglieder der wissenschaftlichen Task Force regelmässig Zuschriften mit Beleidigungen oder Belästigungen». Dies sei «inakzeptabel und gehört nicht zu unserem Verständnis einer offenen, evidenz- und wissenschaftsbasierten Debatte, wie sie die Corona-Krise verlangt».

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Martin Ackermann, Leiter National Covid-19-Science-Taskforce. - keystone

Ackermann betont: «Die Mitglieder der Task Force nehmen ihre Verantwortung wahr, mit ihrer Expertise zur Lösung der Corona-Krise beizutragen. Sie tun dies freiwillig und ohne Entgelt mit sehr grossem Engagement.»

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