Die Infektionen mit dem Coronavirus sind in den letzten Tagen deutlich gestiegen. Das freiwillige Tragen von Masken im ÖV erachten Experten als sinnvoll.
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Maskentragen im ÖV? Laut Experten ist der Mund-Nasen-Schutz jetzt vor allem für Risikopatienten sinnvoll.(Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Innert sieben Tagen steigen die Corona-Fallzahlen um 49,9 Prozent auf 25'134.
  • Experten raten Risiko-Patienten, wenn es eng wird, freiwillig eine Maske zu tragen.
  • Trotz häufig milderem Verlauf könnten Patienten das System bald wieder stark belasten.
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25'134 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus wurden dem BAG vergangene Woche gemeldet. Das bedeutet einen Anstieg um fast 50 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Der steile Anstieg innert Wochenfrist zeigt: Die Corona-Fallzahlen nehmen wie erwartet wieder zu.

Auffrischungsimpfung ab Montag

Ab Montag steht der Schweizer Bevölkerung nun wieder eine Auffrischungsimpfung zur Verfügung. Das Bundesamt für Gesundheit verweist dazu auf die Wichtigkeit des eigenen Verhaltens, um sich und andere zu schützen. Heisst: Wenn es in Innenräumen eng wird, soll eine Maske getragen werden. Also freiwillig.

So zum Beispiel im Öffentlichen Verkehr, wo Schweizer den Mund-Nasen-Schutz immer mehr freiwillig tragen. Das ergibt auch Sinn, meint Infektiologe Huldrych Günthard vom Unispital Zürich. «Wenn man sich schützen will, ist das logisch», sagt er auf Anfrage von Nau.ch.

Huldrych Günthard Coronavirus
Huldrych Günthard ist Leitender Arzt und Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich. Günthard findet das Maskentragen im ÖV zum Schutz vor dem Coronavirus sinnvoll. - Universitätsspital Zürich

Gleiches findet auch Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf. Am besten sei eine FFP2-Maske, so die Virologin. «Und nicht nur im ÖV», sondern überall, «wo viele Menschen auf engem, schlecht belüftetem Raum zusammenkommen».

Corona kommt wieder

Denn gemäss Eckerle wird Corona jetzt wieder zum Problem. «Mit den sich neu abzeichnenden Immunflucht-Varianten ist erneut mit einer starken Infektionsaktivität in den kommenden Wochen bis Monaten zu rechnen», sagt die Virologin auf Anfrage.

Sorgen Sie sich vor einer erneuten Corona-Welle?

Das sieht auch Günthard so. Mit Massnahmen gegen das Coronavirus rechnet er vorerst nicht. Umso wichtiger ist also der Selbstschutz – nicht zuletzt, um die Spitäler zu schützen.

Unispital Zürich hat keine Reserven

Gemäss dem BAG bleibt der Anteil der durch Corona-Patienten besetzten Betten in Intensivpflegestationen zwar «auf sehr tiefem Niveau». Doch beim Unispital in Zürich habe man schon jetzt keine Reserven mehr, erklärt Günthard. Auch beim Personal nicht.

Um viele Corona-Patienten zu verhindern, sei neben einer erneuten Auffrischungsimpfung wichtig, eine Infektion mit einem Test zu bestätigen. Vor allem bei Risikopatienten kann dann sofort mit einer medikamentösen Behandlung begonnen werden, die Hospitalisationen und einen schweren Krankheitsverlauf verhindern kann.

isabella eckerle coronavirus
Isabella Eckerle leitet das Zentrum für Neuartige Viruserkrankungen an der Universitätsklinik in Genf. - Keystone

Denn gleichzeitig zum Anstieg der Corona-Fallzahlen «zirkulieren aktuell auch die anderen Atemwegserreger wieder stark», erklärt Eckerle.

Diese wurden in früheren Phasen der Corona-Pandemie zuvor noch durch die Schutzmassnahmen zurückgedrängt.

System droht starke Belastung

Im Hinblick auf die bevorstehende Corona-Welle sei nun wichtig, dass vor allem ältere Personen von einer Auffrischungsimpfung profitieren. Insgesamt gebe es nicht mehr so viele schwere Krankheitsverläufe, sagt unter anderem Günthard. Doch es kämen immer wieder ältere Menschen wegen Corona ins Spital, die noch keinen zweiten Booster erhalten haben. Ändere sich das nicht, könne es zu einer «grossen Anspannung im System» kommen.

Davor warnt auch Eckerle. «Auch wenn das individuelle Risiko einer akuten SARS-CoV-2 Infektion nicht mehr dem aus früheren Phasen der Pandemie entspricht. So können doch auch viele Patienten im ambulanten Bereich und auf Normalstation plus gleichzeitig Personalausfall das System stark belasten.»

Huldrych Günthard erhofft sich vonseiten der Behörden eine klare Strategie. Es werden «nicht mehr viele Menschen direkt an COVID-19 sterben», prognostiziert der Infektiologe. Man müsse sich aber die Frage stellen, ob man die Leute nicht auch vor Long Covid schützen will. Oder wie man verhindert, dass kranke Menschen an ihrem Arbeitsplatz fehlen und dadurch Lücken im System entstehen.

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