Die nationale Impfkampagne gegen das Coronavirus war am Anfang von Fehlern geprägt. In einer Statistik liegt die Schweiz aber mit Grossbritannien gleich auf.
Coronavirus Lévy Alain Berset
BAG-Chefin Anne Lévy (rechts) steht neben Bundesrat Alain Berset. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Täglich werden in der Schweiz rund 25'000 Vakzine verimpft.
  • Die Schweiz legt den Fokus auf die Einhaltung der vorgegebenen Impfintervalle.
  • In Grossbritannien werden derweil vorwiegend Erstimpfungen verabreicht.

Die Schweizer Impfkampagne gegen das Coronavirus schreitet nur schleppend voran. Derzeit werden täglich rund 25'000 Impfungen verabreicht. Die Kadenz wird aber in den nächsten Monaten deutlich erhöht, gaben kürzlich Gesundheitsminister Alain Berset und Co. bekannt.

Coronavirus Impfdosen Alain Berset
Bundesrat Alain Berset (links), Sabine Bruckner, Geschäftsführerin von Pfizer Schweiz, und Sven Seitz, Head of Vaccines Business Schweiz, schreiten zu einer Medienkonferenz, um über die Lief - keystone

Und bereits jetzt lässt sich unschwer erkennen: Die Schweiz holt im internationalen Vergleich auf. In den meisten Statistiken grüsst weiterhin Israel von der Spitze. Rund 55 Prozent der Bevölkerung wurden doppelt geimpft, weitere 6 Prozent warten auf die zweite Dosis.

Briten mischen vorne mit, aber nicht überall

Hierzulande haben bislang 11,3 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner mindestens die erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Damit kann die Schweiz bei Weitem nicht mit der Weltspitze mithalten.

Auf Israel folgt Grossbritannien als Nummer zwei. Knapp 46 Prozent der Briten wurde die erste Dosis verabreicht. Das Podium komplettiert Chile. Dort hat mehr als ein Drittel der Bevölkerung eine erste Impfung erhalten.

Coronavirus Vakzin Boris Johnson
Der britische Premierminister Boris Johnson wird gegen das Coronavirus geimpft. - keystone

Spannend wird es aber bei dem Vergleich des prozentualen Bevölkerungsanteils durchgeimpfter Personen. Während Chile mit 20 Prozent weiterhin vorne mitmischt, fällt Grossbritannien zurück – weit zurück. Rund 7 Prozent der Britinnen und Briten sind durchgeimpft, das Königreich liegt circa gleich auf mit der Schweiz. Wie ist das zu erklären?

Unterschiedliche Strategien beim Impfen gegen Coronavirus

Um das Ganze zu verstehen, muss man die Impfstrategie der Länder genauer betrachten. Grossbritannien hat sich vorerst das Ziel gesetzt, möglichst vielen Menschen die erste Dosis zu verabreichen. Das hat aber gleichzeitig zur Folge, dass die zweite Impfung hinausgezögert werden muss.

Daher warten die Erstgeimpften bis zu zwölf Wochen auf ihre zweite Dosis und die vollständige Immunisierung. Die Hersteller der mRNA-Impfstoffe, Biontech/Pfizer und Moderna, hatten ein Intervall von drei bis vier Wochen vorgesehen.

Und im Gegensatz zum Inselstaat hält sich die Schweiz an diese Zeitvorgabe. Bisher haben rund 60 Prozent der geimpften Personen, beziehungsweise rund 6,7 Prozent der Gesamtbevölkerung, die zweite Dosis erhalten.

«Der Kanton Zürich hat, wie vom BAG empfohlen, die Zweitimpfungen mit wenigen Ausnahmen konsequent nach vier Wochen verabreicht.» Dies sagt Lina Lanz, Mediensprecherin der kantonalen Gesundheitsdirektion, auf Anfrage von Nau.ch.

Bevölkerungsreiche Kantone müssen besser planen

In Zürich sei nach jeder Erstimpfung die Dosis für die Zweitimpfung hinterlegt worden. Lanz erklärt: «Wir wollten nicht das Risiko eingehen, dass bei verzögerten oder gekürzten Lieferungen zu wenige Impfdosen für die Zweitimpfungen verfügbar sind.»

Coronavirus Vakzin Impfung
Ein Hausarzt impft in seiner Praxis in Zürich-Altstetten einen Mann mit dem Impfstoff von Moderna gegen das Coronavirus. - dpa

Das sei insbesondere bei den Bewohnenden von Altersheimen wichtig gewesen, «um möglichst rasch einen möglichst hohen Schutz zu gewährleisten».

Dieselbe Strategie verfolgt der Kanton mit den zweitmeisten Einwohnerinnen und Einwohnern der Schweiz: Bern. «Der Kanton Bern verfolgt die Strategie, bei jeder Anlieferung die Hälfte der Dosen für die Zweitimpfung in Reserve zu behalten.» Dies sagt eine Mediensprecherin gegenüber Nau.ch.

Erstimpfungen nehmen künftig rascher zu

In den nächsten Monaten werden deutlich mehr Impfdosen gegen das Coronavirus geliefert als bisher. Das führt zu mehr Planungssicherheit und einer höheren Kadenz. Wie Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, kürzlich ankündigte, könnten demnächst bis zu 150'000 Vakzine pro Tag verabreicht werden.

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Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt, spricht an einem Point de Presse zum Thema Coronavirus. - Keystone

Klar ist, dass durch die grossen Liefermengen künftig die Erstimpfungen rascher zunehmen als die Zweitimpfungen. Dies bestätigt Mediensprecherin Lanz, ist sich aber sicher: «Dieser Effekt wird sich nach ein paar Wochen wieder ausgleichen.»

Und die Briten dürften demnächst im Vergleich zur Schweiz in der Anzahl vollständig geimpfter Personen pro 100 Einwohner ohnehin davonziehen. Denn mittlerweile sind rund drei Monaten vergangen, seit die Impfkampagne gegen das Coronavirus auf der Insel ins Rollen gekommen ist.

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