Da die Impfdosen gegen das Coronavirus rar sind, planen mehrere Staaten, zunächst nur eine Dosis zu impfen. Auch ein Task-Force-Mitglied ist interessiert.
Griechenland
Senioren gehören zu den durch das Coronavirus meistgefährdeten Personengruppen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das BAG empfiehlt die zweite Impfung rund vier Wochen nach der ersten Dosis.
  • Die USA und Grossbritannien wollen die zweite Impfung wegen der Knappheit hinauszögern.
  • Nun liebäugelt auch ein Task-Force-Mitglied mit dem Vorgehen.

Die Idee ist auf den ersten Blick einleuchtend: Da die Impfdosen gegen das Coronavirus weltweit knapp sind, sollen möglichst viele zunächst nur eine Dosis erhalten. In Grossbritannien, Dänemark oder den USA wollen die Behörden mit einer zweiten Dosis zuwarten. Diese ist nämlich bei den meisten Herstellern für einen umfassenden Schutz vorgeschrieben.

Dänemark will Impfdosen des Biontech-Vakzins mit bis zu sechs Wochen, die Briten gar mit bis zu zwölf Wochen Abstand verabreichen.

Auch das deutsche Bundesgesundheitsministerium will das Vorgehen prüfen. Nun liebäugelt auch die wissenschaftliche Task Force des Bundes mit dem Vorgehen. Respektive, ein Mitglied der Expertengruppe.

Zweite Impfdosis gegen Coronavirus erst nach bis zu drei Monaten

Wie Christian Münz, Professor an der Universität Zürich gegenüber der SRF «Rundschau» sagt, gebe es gute Gründe. Münz leitet die Expertengruppe Immunologie.

Studien hätten gemäss Münz gezeigt, dass der Grundschutz nach einer ersten Impfung bis zu drei Monate bestehen bleibe. «Man kann somit das Risiko eingehen, die zweite Impfdosis um bis zu drei Monate zu verzögern.»

Diese Meldung vom Mittwochmorgen hat offenbar eine grosse Diskussion ausgelöst. So distanziert sich die Task Force auf Twitter vom Vorschlag.

Coronavirus Impfung
Die Covid19 Task Force des Bundes distanziert sich vom Vorschlag, zunächst nur eine Dosis des Impfstoffes gegen das Coronavirus zu verabreichen. - Screenshot Twitter

Im offiziellen Statement stellt die Task Force klar, sie sehen keinen Anlass das Intervall von 3-4 Wochen infrage zu stellen. Die Empfehlungen bei der Impfung gegen das Coronavirus basierten auf soliden Daten grosser Studien. «Solange neue wissenschaftliche Daten keine Änderung unterstützen, empfehlen wir weiterhin dieses Dosierungsschema.»

Vorschlag soll geprüft werden

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hingegen empfiehlt die zweite Impfung rund vier Wochen nach der ersten Dosis. Nächste Woche wollen die Wissenschaftler den Vorschlag dem BAG und der Eidg. Kommission für Impffragen unterbreiten, berichtet SRF.

Auch warnte Christoph Berger, Chef der Kommission gestern am Point de Presse des BAG vor der Strategie. Alle Studien seien mit zwei Dosen durchgeführt geworden. Zudem sei der Schutz nach einer ersten Impfung gegen das Coronavirus noch ungewiss.

Christoph Berger
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, begrüsst diese Pläne. - keystone

Mit einer Verzögerung der zweiten Impfdosis könnten auf einmal doppelt so viele Menschen wie geplant geimpft werden. Dieser Nutzen ist für Münz und die Task Force offenbar gross genug.

Impfexperten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich gestern Dienstag vorsichtig zum Vorschlag geäussert. Eine Vergrösserung des zeitlichen Abstandes der zwei Dosen des Biontech-Pfizer-Vakzins sei unter bestimmten Bedingungen vertretbar.

Die Expertengruppe empfiehlt, die zweite Dosis des Impfstoffes 21 bis 28 Tage nach der ersten Dosis zu verabreichen. Die Task Force des Bundes geht mit ihrem Vorschlag also deutlich weiter.

Coronavirus Impfung.
Mehrere Länder prüfen eine zeitliche Streckung der Impfstoffgabe im Kampf gegen das Coronavirus. - AFP/Archiv

Der Hersteller Biontech hatte zuvor davon abgeraten, die beiden Impfdosen in grösserem zeitlichen Abstand zu verabreichen.

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