Europaweit wird gegen das Coronavirus geimpft. Die Kampagnen kommen jedoch nur langsam voran. Zahlreiche Personen haben sich bereits vorgedrängelt.
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Eine Person lässt sich gegen das Coronavirus impfen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Impfkampagne gegen das Coronavirus kommt europaweit nur langsam voran.
  • Machtpositionen werden dabei immer wieder für verfrühte Impfungen missbraucht.
  • Auch in der Schweiz haben bereits mehrere Fälle für Aufsehen gesorgt.

In ganz Europa wird gegen das Coronavirus geimpft – und in ganz Europa wird gedrängelt. Die Zeitpläne sowie die Lieferverzögerungen sorgen für Ungeduld. Während den Bedürftigen nichts anderes übrig bleibt, als zu warten, missbrauchen Politiker und Prominente ihre Machtposition.

In Deutschland haben etwa der Oberbürgermeister von Halle und der Bischof von Augsburg für Aufsehen gesorgt, berichtet der «Spiegel». Obschon sie nicht zu den Risikopatienten gehören, wurden sie bereits im Januar gegen das Virus geimpft. Auch in Österreich haben gleich mehrere Bürgermeister ihre Position für einen verfrühten Impftermin ausgenutzt.

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Der spanische Generalstabschef Miguel Ángel Villarroya ist nach einer verfrühten Corona-Impfung zurückgetreten. - Keystone

Etwas extremer geht es in Spanien zu und her. Dort wurden bereits über 700 Politiker beim Drängeln ertappt. Rund hundert medizinische Fachkräfte mussten deshalb auf ihre Impfdose verzichten. Einer der Ungeduldigen, Generalstabschef Miguel Ángel Villarroya, trat nach massiver öffentlicher Kritik aus seinem Amt zurück.

Auch in der Schweiz wird gedrängelt

In der Schweiz ist die Situation zum Glück nicht so schlimm, doch auch hier wird gedrängelt. So wurde etwa der südafrikanische Milliardär Johann Rupert frühzeitig im Kanton Thurgau geimpft. Dies, obschon Rupert weder zur Risikogruppe gehört, noch in dem Kanton wohnhaft ist. Die zweite Impfdosis wurde dem Richemont-Verwaltungsrats-Präsidenten nach Kritik jedoch verwehrt, berichteten die Medien der Tamedia.

Johann Rupert
Der Südafrikaner Johann Rupert liess sich im Kanton Thurgau gegen das Coronavirus impfen. - Keystone

Wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt, kam es in Appenzell-Ausserrhoden zu einem ähnlichen Fall. Neun Mitglieder der Geschäftsleitung des kantonalen Spitalverbundes – allesamt keine Risikopatienten – liessen sich demnach frühzeitig gegen das Coronavirus impfen. Laut einem Mediensprecher wurde die Impfung im Rahmen eines Testlaufs der Impfzentren Herisau und Heiden durchgeführt.

Parlamentarier fordern Schutz vor Coronavirus

Auch der CEO des Universitäts-Kinderspitals beider Basel, Marco Fischer, konnte der Vakzin-Verlockung nicht widerstehen. Dank sorgfältigem Aufziehen der Spritzen verzeichnete das Spital einen Impfstoff-Überschuss, berichtet «Online Reports». Der 52-jährige Fischer nahm eine kurzfristige Einladung, ohne gross zu überlegen an. «Ich hätte die überschüssige Dosis für jemanden mit Patientenkontakt freigeben sollen», entschuldigte sich der Spital-Chef später.

Alex Kuprecht coronavirus ständerat
Der Ständeratspräsident Alex Kuprecht (SVP, SZ). - Keystone

Ein etwas zuvorkommender aber dennoch frecher Vorschlag ertönte derweilen aus dem Bundeshaus in Bern. Mehrere Politiker haben laut «Der Bund» eine Bevorzugung der Parlamentarier gefordert. Ständeratspräsident Alex Kuprecht (SVP) argumentierte, dass die Parlamentarier mit Zugfahrten und Treffen ein grösseres Risiko eingehen. Die Konferenz der Kantonalen Gesundheitsdirektoren hat dem Impfwunsch jedoch eine Absage erteilt.

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