Wer ins Gym gehen möchte, kann dies ab Montag nur noch mit einem Covid-Zertifikat tun. Grund genug für viele Sportler, ihr Abo zu kündigen.
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Den Fitnessstudios laufen die Kunden davon. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch hat der Bundesrat die Zertifikatspflicht für Gyms beschlossen.
  • Viele Sportlerinnen und Sportler kündigen daher nun ihr Fitness-Abo.
  • Wer dabei auf eine Rückerstattung hofft, wird oft enttäuscht.

Schwere Gewichte drücken oder auf dem Crosstrainer so richtig auspowern. Das geht ab Montag, 13. September, nur noch mit einem Covid-Zertifikat. Der Bundesrat hat nämlich die Ausweitung der Zertifikatspflicht beschlossen. Sprich: Alle, die nicht geimpft sind, müssen sich vor dem Gym-Besuch auf das Coronavirus testen lassen.

Coronavirus führt zu Kündigungswelle

Eine teure Angelegenheit. Bedenkt man, dass ein Antigentest rund 50 Franken kostet und lediglich 48 Stunden gültig ist. Für viele Fitness-Abo-Besitzer ist das Fass nun voll.

Gyms werden derzeit mit Kündigungen überhäuft. So etwa das «Highlight Therapie & Training» in Münsingen BE.

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Viele Gym-Freunde erneuern ihr Abo nicht mehr. - Keystone

«Die Kündigungen der Abonnemente von Ungeimpften nehmen zu.» Dies sagt Inhaberin Pia Egger auf Anfrage von Nau.ch. Doch Egger ist nicht die Einzige, die immer mehr Abo-Stornierungen entgegennehmen muss.

Auch Trainsane-Chef Mark kennt das Problem. «Es gab in den letzten zwei Wochen mehr Kündigungen als normalerweise», so der Inhaber des Fitnessstudios in Bern. Rund die Hälfte seiner Kunden seien bei der Zertifikatsausweitung von Mehrkosten betroffen, so der Inhaber.

Gibt es das Geld zurück?

Dasselbe passiert beim Pure Fitness in Bern, wie Centerleiter Patric Hirschi verrät. «Unsere Kunden hatten bereits im Vorfeld auf die Pflicht reagiert. Einige verzichten deshalb auf die Erneuerung ihres Jahresabonnements.» Als Alternative würden sie eher ein Monatsabo abschliessen.

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Wer ins Gym will und nicht geimpft ist, muss wohl schon bald erste einen Test aufs Coronavirus machen lassen. - Keystone

Dies bringt dem Fitnessstudio aber eine geringere finanzielle Sicherheit. «Wir müssen mit einem Umsatzeinbruch von 30 bis 40 Prozent rechnen.» Wer dafür aufkommen wird, weiss Hirschi nicht. Er hofft auf den Rückhalt des Verbandes.

Pure-Fitness-Inhaber Simon Holdener betont, dass man beim Unternehmen strikt gegen das Zertifikat ist. «Es ist schlicht unnötig.»

Eine zentrale Frage stellen sich alle Inhaberinnen und Inhaber: Sind sie zur Rückerstattung des Restbetrages verpflichtet? Oder geht der Abo-Besitzer bei der Kündigung leer aus?

Spielen Sie mit dem Gedanken, Ihr Fitness-Abo zu kündigen?

Hirschi vom Pure Fitness erstattet das Geld bei Abo-Auflösung nicht zurück. «Die Kunden sind vertraglich für zwölf Monate gebunden. Das Geld kann somit nicht zurückgefordert werden», glaubt er. Wäre es anders, könne er gleich den Konkurs anmelden, so der Inhaber.

Dialog der Kündigung vorziehen

Der Konsumentenschutz empfiehlt, den Dialog zu suchen. «Denkbar wäre es, sich auf die Pausierung des Abos für die Zeit der Zertifikatspflicht zu einigen.» Dies schlägt der Jurist Lucien Jucker auf Anfrage vor.

Der Jurist gibt wenig Hoffnung, was das Kündigungsrecht anbelangt. «Die Situation ist nicht mit den Lockdowns vergleichbar, weil das Fitnesscenter die Leistung weiterhin anbietet.» Einzig die Zugangsbedingungen würden durch die Zertifikatspflicht erschwert. Eine Kündigung mit Rückerstattung erachtet Jucker als schwierig.

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So langsam wird es für die Fitnessbranche finanziell eng. - Keystone

Der Konsumentenschutz stehe der Wechselwirkung aus Zertifikatspflicht und kostenpflichtigen Tests kritisch gegenüber, sagt Jucker. «Wir befürchten, dass die Testbereitschaft abnimmt, was zu mehr Ansteckungen führen kann.»

Er warnt: Besonders finanziell Schwächergestellte dürften nicht vollständig vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.

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