Basel-Stadt bekämpft das Coronavirus aktuell sehr erfolgreich. Kantonsarzt Thomas Steffen über Pandemie-Erfahrung, Ressourcen und die nötige Entschlossenheit.
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Thomas Steffen, der Kantonsarzt aus Basel-Stadt, bekämpft das Coronavirus in seiner Heimat aktuell sehr erfolgreich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die epidemiologische Situation in Basel hat sich drastisch verbessert.
  • Kantonsarzt Thomas Steffen sieht die Gründe auch in der Struktur des Stadt-Kantons.
  • Trotz guter Zahlen ist der Effekt des gezündeten Impf-Turbos noch gar nicht sichtbar.

Frühlingsgefühle trotz Fasnachtsabsage in Basel. Milde Temperaturen schmelzen diese Woche den ungewöhnlich hartnäckigen Schnee vom Rheinufer. Aber auch die epidemiologische Situation mit dem Coronavirus löst bei der Bevölkerung nicht mehr nur Winterdepressionen aus.

Top bei Impfungen, Neuinfektionen und 7-Tages-Schnitt

Basel-Stadt macht mit 42 Prozent weniger Neuinfektionen verglichen zur Vorwoche grosse Schritte auf dem Weg aus der Pandemie. Nur in Appenzell Innerrhoden ging das Infektionsgeschehen des Coronavirus noch deutlicher zurück. Auch bei der 7-Tage-Inzidenz findet sich Basel unter den drei besten Werten. Was läuft anders am Rheinknie als im Rest der Schweiz?

Coronavirus Kantone Infektionszahlen Neuinfektionen
Die Veränderung der Fallzahlen des Coronavirus der letzten sieben Tage im Vergleich zum Vorwochenzeitraum. - BAG/Nau.ch

Kantonsarzt Thomas Steffen will auf Anfrage zurückhaltend bleiben mit Vergleichen. So brauche es nur einen grösseren Ausbruch, und die Situation zeigt sich in einem anderen Licht. Er erinnert auch an die unterschiedliche Struktur der Kantone.

Stadt-Profil hat vor und Nachteile

Diese hat für Basel Vor- wie Nachteile. «Basel-Stadt hat zum Beispiel die weitaus höchste Bevölkerungsdichte, was in einer Pandemie ein Nachteil ist», so Steffen. Im Stadt-Kanton drängen sich im Schnitt weit über 5000 Leute auf einem Quadratkilometer - fast das 26-fache des Schweizer Durchschnitts.

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Nirgendwo in der Schweiz leben so viele Menschen auf einem Quadratkilometer wie im Kanton Basel. - Keystone

«Umgekehrt hat der Kanton aber den Vorteil, dass er auf viele städtische Dienstleistungen im öffentlichen Gesundheitsbereich zurückgreifen kann», sagt Steffen. Ein Beispiel dafür wäre der Sequenzier-Deal mit dem ansässigen Unispital. Dieser erlaubt es Basel, sämtliche mutierten Corona-Proben der Stadt komplett zu sequenzieren - eine Ausnahme in der Schweiz.

Steffen verweist auch auf die grosse Erfahrung der Rheinstadt in diesem Bereich - und meint damit richtig gross. In Basel exisitiere ein stadtärztlicher Dienst schon seit dem 14. Jahrhundert.

Maul- und Klauenseuche
Polizisten kontrollieren am 4. November 1965 einen Grenzgänger bei Schönenbuch BL, gleich neben Basel. Die Zufahrtsstrassen zum Dorf sind von der Polizei wegen der Maul- und Klauenseuche abgesperrt worden - Keystone

«Präventive Interventionen bei Ausbrüchen zum Beispiel von Tuberkulose oder Hirnhautentzündung gehören damit seit langem zum Arbeitsalltag», ist er überzeugt. «Diese Erfahrung hilft sicher mit neben den Ressourcen und der nötigen Entschlossenheit.»

Coronavirus: Impf-Effekt noch nicht sichtbar

Die nötige Entschlossenheit legte Basel bislang auch beim Impfen an den Tag. Stand Montag wurden 18'527 Impfungen verabreicht, 7027 davon sind Zweitimpfungen. Rund 5,7 Prozent der Kantonsbevölkerung haben also mindestens eine Dose bereits erhalten. Einen Zusammenhang zu den tiefen Neuinfektionen des Coronavirus sieht Steffen aber noch nicht.

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Bundesrat Alain Berset, Mitte, Regierungsrat Lukas Engelberger, links, und Regierungspraesidentin Elisabeth Ackermann, rechts, waehrend einem Besuch im Impfzentrum Basel Stadt. - keystone

«Der jetzige Rückgang ist vor allem auf die bevölkerungsbezogenen Massnahmen zurückzuführen, welche in den letzten rund drei Monaten ergriffen wurden.» Die Impfung dürfte zwar schon erste Ansteckungen mit dem Coronavirus mildern oder gar verhindern. «Den bisherigen Kurvenverlauf kann man damit aber nicht erklären.»

«Tatsächlich braucht es dafür grössere Zahlen und etwas mehr Beobachtungszeit. Der Trendverlauf wird diesbezüglich in den nächsten Wochen sehr interessant sein.» Steffen verweist dabei auf das Beispiel Israel. Das Land hat dank gezündetem Impf-Turbo schon über grössere Verlaufszahlen am Beispiel von hospitalisierten COVID-19 Patientinnen verfügt.

Bedroht wird der erfreuliche Trend am Rheinknie von einem Schweizweiten Problem: Wegen Lieferengpässen beim Imfpstoff musste auch Basel-Stadt auf die Bremse treten, vor allem beim Tempo der Erst-Impfungen. Ein Update dazu gibt es gemäss Steffen nicht. «Die Situation ist leider unverändert: Die Infrastruktur ist bereit, der Impfstoff fehlt.»

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