Gestern Donnerstag vermeldete das BAG noch einen stark steigenden R-Wert von 0,95, heute krebsen die Behörden zurück. Wie kommt es zu den grossen Schwankungen?
Coronavirus Mutation
Laborantin Anna Schenini bereitet eine Probe mit extrahierter RNA für PCR-Tests vor, bei denen Mutationen des Coronavirus erkannt werden sollen, im EOLAB in Bellinzona, am Freitag, 22. Januar 2021. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Corona-Fälle und die Positivitätsrate sind in den letzten Wochen gesunken.
  • Dennoch schien der R-Wert in den letzten zwei Wochen von 0,84 auf 0,95 gestiegen zu sein.
  • Das BAG musste die neuesten Zahlen revidieren – der R-Wert lag doch unter 0,89.

Seit gut eineinhalb Wochen befindet sich die Schweiz im zweiten Lockdown. Das Ziel ist gemäss Bundesrat die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus zu reduzieren. Zudem soll so einer Verbreitung der mutierten, ansteckenderen Varianten möglichst entgegengewirkt werden.

Die Neuinfektionen sinken seit Wochen – auf den ersten Blick scheint die Schweiz also auf einem guten Weg zu sein. Doch der Verlauf des R-Werts, der Reproduktionszahl, zeigte am Donnerstag ein etwas anderes Bild: Bis zum 18. Januar sei dieser in zwei Wochen von 0,84 auf 0,95 gestiegen.

Coronavirus R-Wert
Die Entwicklung des R-Werts in der Schweiz – abgerufen am Donnerstag, 28.1. - BAG

Ein steigender R-Wert wäre Grund zur Sorge: Ein höherer Wert bedeutet, dass die Massnahmen weniger gut greifen. Zuletzt musste das BAG diesen Wert deutlich korrigieren: Statt 0,95 wird nun für den 18. Januar ein Wert von 0,87 angegeben, für den 19. Januar nur noch 0,86.

Was bedeutet die R-Wert-Korrektur?

Die «effektive Reproduktionszahl» R gibt an, wie viele Menschen an einem gewissen Zeitpunkt von einer infizierten Person angesteckt werden. Ein Wert von jüngst 0,86 bedeutet also, dass 100 Infizierte an dem Tag durchschnittlich 86 andere Personen angesteckt haben. R-Werte unter 1 bedeuten rückläufige Infektionszahlen, da eine Person im Schnitt weniger als eine andere infiziert.

BAG R-Wert Coronavirus
Die Entwicklung des R-Werts in der Schweiz – abgerufen am Freitag, 29.1. Der jüngste Verlauf wurde deutlich korrigiert. - BAG

Das ist mathematisch ein schwieriges Unterfangen: Es muss geschätzt werden, wie viele Menschen sich an einem Tag infiziert haben. Meist ist jedoch nur das Datum des Corona-Tests bekannt – nicht jedoch das Datum der Infektion.

Entsprechend müssen zahlreiche Werte geschätzt und Fall-Nachmeldungen abgewartet werden. Die Folge ist eine Verzögerung von 10 bis 13 Tagen. Der R-Wert, welcher schlussendlich auf der Seite des BAG landet, wird von der ETH berechnet, welche erklärt: «Grund dieser Verzögerung ist das Zeitintervall zwischen Ansteckung und positivem Testergebnis.»

Dass diese Zahlen auch einmal daneben liegen können, erklärt die ETH gleich selbst: «Die Re-Werte Schätzungen der letzten Tage können leicht schwanken», so der Warnhinweis neben der R-Wert-Berechnung.

Dass BAG und ETH den jüngsten Wert von 0,95 auf 0,86 korrigiert haben, ist an sich erfreulich: Es bedeutet, dass die Fälle schneller zurückgehen, als bisher berechnet.

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