Wie soll die Schweiz künftig mit dem Wolf umgehen? Die Frage um den Abschuss des Wolfs spaltet auch die «Arena» – dabei geht es um gerade einmal 80 Tiere.
Arena Jagdgesetz-Revision wolf
Wie soll es mit dem Wolf weitergehen? Bundesrätin Simonetta Sommaruga und Moderator Sandro Brotz im «Arena»-Gespräch. - SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Arena von gestern Freitag war das Thema die Revision des Jagdgesetzes.
  • SP und Grüne wehrten sich gemeinsam mit Naturschutz-Verbänden gegen die Reform.
  • Simonetta Sommaruga, BDP, Jäger und Bauern verteidigen den Kompromiss als sinnvoll.

Wie viel Schutz braucht der Wolf? Darum stritten gestern Politikerinnen und Politiker in der Abstimmungs-«Arena» auf «SRF». Anlass war die Abstimmung zur Revision des Jagdgesetzes.

Dazu gehört natürlich viel mehr als der Wolf. Doch der Abschuss des Wolfs – Aushängeschild des Artenschutzes und gleichzeitig Feindbild der Bergbauern – polarisiert besonders.

Sommaruga vom «Kompromiss» überzeugt?

Anders als ihre Partei hat SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga die vom Bundesrat mit ausgearbeitete Gesetzesvorlage verteidigt. Dabei hielt sie sich streng ans Kollegialitätsprinzip und verteidigte die vom Gesamt-Bundesrat verfasste Meinung. Sie betonte jedoch auch immer wieder den Kompromiss-Charakter der Vorlage.

«Arena» Simonetta Sommaruga Jagdgesetz
Ein guter, Kompromiss, oder ein schlechter? SP-Bundesrätin verteidigt in der «Arena» die Revision des Jagdgesetzes. - SRF

Dieser Kompromiss habe den eigentlichen Sinn der Revision zu sehr verwässert: Das kritisierten die Revisions-Gegner Daniel Jositsch (Ständerat SP) und Greta Gysin (Nationalrätin Grüne). Sommaruga bestätigte, wie schwierig es gewesen sei, bei Umweltschützern, Bauern und Jägern einen gemeinsamen Nenner zu finden. Was sie abseits der kollegial gefassten Meinung von der Vorlage hält, konnte auch «Arena»-Moderator Sandro Brotz nicht aus Sommaruga herauskitzeln.

Jositsch lobte den ursprünglichen Vorschlag, auch der Kompromiss sei nicht zu weit von einer guten Lösung entfernt. Das Parlament habe jedoch einige äusserst kritische Punkte eingebracht: Erstens dürfe man auch in Schutzgebieten geschützte Tierarten präventiv «regulieren», also bejagen, bevor ein Schaden besteht.

Regulieren – das bedeute doch eigentlich abschiessen, wirft Brotz ein. Sommaruga verteidigt sich: «Man muss eine Bewilligung haben. Das Tier wird nicht einfach abgeschossen.»

Zweitens liegen die Kompetenzen für die Bejagung geschützter Arten bei den Kantonen, was problematisch sein könne.

Beschwerderecht soll Missbrauch verhindern

Der Artenschutz bleibe gewährt, verspricht die Gegenseite: Jeder kantonale Bejagungs-Entscheid müsse vom Bund abgesegnet werden, ausserdem bestehe die Möglichkeit der Einsprache. Kein Kanton könne so einfach machen, was er wolle, findet Lorenz Hess (Nationalrat BDP).

Arena Lorenz Hess Jagdgesetz
Lorenz Hess (BDP) verteidigt die Revision des Jagdgesetzes. - SRF

Hess bringt den Kanton Bern als Beispiel: Der Kanton habe schon lange bewiesen, dass der Artenschutz bei der Bejagung auch miteinbezogen werden kann.

Doch es geht nicht nur um den Wolf, sondern auch um andere geschützte Arten, wie Biber und Luchs. Diese können aktuell reguliert werden, wenn sie Schaden anrichten. Mit dem neuen Gesetz könnte nur noch der Bundesrat entscheiden, dass diese geschützten Arten reguliert werden dürften. Dafür könnte die Regulierung auch präventiv geschehen.

Das meinen die Nicht-Politiker

Die Bündner Bäuerin Regula Schmid-Blumer erklärt, wie schwierig die Situation für Bauern sein kann: Er gehöre dazu, findet auch die betroffene Bäuerin. Doch gegenüber den Problemen, die mittlerweile die Wolfsrudel verursachen, sei man machtlos. Man könne nicht so viele Herden-Schutzmassnahmen umsetzen, wie man gegen den Wolf bräuchte.

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Wie viel Wolf verträgt die Schweiz? Bäuerin Regula Schmid-Blumer und David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz, im Schlagabtausch. - SRF

Bereits jetzt können «Problemwölfe» abgeschossen werden, argumentiert David Gerke, Präsident Gruppe Wolf Schweiz. Gerke erachtet den Herdenschutz als erfolgreich: Es würden – trotz wachsender Populationen – nicht mehr Tiere getötet als vor zehn Jahren. Am Herdenschutz könne auch das neue Jagdgesetz nichts ändern, dieser Herdenschutz müsse hingegen von einer neuen Vorlage besser miteinbezogen werden.

Auch Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär Pro Natura, sorgt sich um Luchs und Biber: Diese könnten bald nach der Gesetzesannahme ohne Parlamentsentscheid auf der Regulierungs-Liste landen, befürchtet Leugger-Eggimann. Dies wurde bereits im Parlament diskutiert. Auch Gerke, selbst Jäger, sieht den Luchs mit dem neuen Gesetz bedroht.

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