«Apfel = Avocado»: Bio Suisse irritiert mit Gentech-Video
Bio Suisse ist erklärte Gegnerin der Gentechnik. Ein Video dazu auf Instagram sorgt nun für Stirnrunzeln. Es führt am geplanten Gesetz vorbei.
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Das Wichtigste in Kürze
- Bio Suisse kritisiert die Gentechnik mit Instagram-Videos.
- Der Bundesrat plant nämlich, neue Züchtungsmethoden zuzulassen.
- Die Videos haben eine Debatte um die korrekte Darstellung von Gentechnologie entfacht.
«Dieser Apfel ist eigentlich eine Avocado.»
Wie bitte?
Mit Instagram-Videos sorgt Bio Suisse für Wirbel. Darin stellt sich der Branchenverband gegen die Gentechnik. Das Problem bei genveränderten Lebensmitteln sei: «Du weisst nicht, was in ihnen steckt.»
Hintergrund: Der Bundesrat will mit einem neuen Gesetz «neue Züchtungsmethoden» zulassen. Bislang ist Gentechnik in der Schweiz nämlich verboten.
Bio Suisse kritisiert die Begriffsverwendung des Bundes. «Weil die Bezeichnung im besten Fall vage ist und du schlicht nicht mehr weisst, was du isst.»
Die Gentechnologie erklärt Bio Suisse auf Instagram so: «Bei der Gentechnik greift man in die DNA von einem Organismus, also zum Beispiel einer Pflanze, ein. Dabei werden bestimmte Gene ein- oder auch abgeschaltet oder auch einfach mit anderen Arten kombiniert.»
Gentechnik hat sich weiterentwickelt
Diese Erklärung sorgt für Kritik. Sie ist nämlich nicht ganz korrekt und führt an der Vernehmlassungsvorlage des Bundesrats vorbei, wie der «Schweizer Bauer» schreibt.
In seinen Videos beschreibt der Verband nämlich auch die klassische Gentechnik – die sogenannte Transgenese. Ein Beispiel: Ein Bakterien-Gen wird in Mais eingepflanzt, damit er resistent gegen Schädlinge wird.
Das aber soll auch mit dem neuen Gesetz genau nicht erlaubt werden. Stattdessen will der Bund die neue Generation von Gentechnik erlauben – die sogenannte gezielte Mutagenese und Cisgenese. Ein bekanntes Werkzeug dafür ist die sogenannte Genschere (CRISPR/Cas).
Dabei wird nicht die DNA einer Art in einer anderen eingebaut. Sondern: Die DNA wird innerhalb der Art gezielt verändert. Oder es wird artverwandtes Erbmaterial verwendet.
Ein Beispiel dafür: Ein Gen der Maissorte A wird in Maissorte B eingebaut. Oder ein Gen des Maises wird gezielt deaktiviert.
SVP-Bauer kritisiert Video von Bio Suisse
Ein Bauer und SVP-Nationalrat nimmt diese Ungenauigkeit in einem Leserbrief an den «Schweizer Bauer» auf: Hans Jörg Rüegsegger kritisiert darin das Video, «das weder so der Wahrheit entspricht noch mit den richtigen Fakten daherkommt.»
Verbreitet Bio Suisse hier Fake News?
Bio Suisse äusserst sich auf Anfrage von Nau.ch zur Kritik. Der Verband betont, dass er auf Gentechnik auch weiterhin verzichten will.

«Das erklären wir den Konsumentinnen und Konsumenten beispielsweise auf Instagram. Leicht verständlich, aber korrekt», erwidert Bereichsleiter Lukas Inderfurth.
Bio Suisse fordere, das neue Gesetz so auszugestalten, «dass in der Schweiz auch in Zukunft eine Gentechnik-freie Produktion möglich ist».
Dem kommt der Bundesrat in seiner Vorlage zuvor. Dort schreibt er unter anderem: «Zudem müssen zugelassene Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien und Produkte, die solche enthalten, gekennzeichnet und die Warenflüsse getrennt werden.»
Und: «Dies, um die Produktion ohne Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien und die Wahlfreiheit der Konsumentinnen und Konsumenten zu gewährleisten.»
Schnecken im Bio-Salat? Zürcher Bauern-Video sorgte für Wirbel
Kürzlich sorgte ein anderes Video bereits für Stirnrunzeln in der Schweizer Landwirtschaft.
Wer Bio-Salat isst, muss mit Schnecken rechnen. So lautet die Message eines Cartoon-Videos des Zürcher Bauernverbands – könnte man zumindest meinen.
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«Diese kleine Schnecke hat sich wohl im Bio-Salat versteckt. Obwohl ich den Salat dreimal gründlich gewaschen habe», sagt die Mutter im Clip.
Ein Bio-Bauer bezeichnete das Video über Schnecken im Bio-Salat bei Nau.ch damals als tendenziös. Der Bauernverband wehrte sich: Das Video dürfe nicht ohne Kontext bewertet werden.