Bio Suisse sieht sich aktuell mit einer grossen Kündigungswelle konfrontiert. Der Grund: die höchst umstrittenen Richtlinien des Verbands.
Bio Suisse
Urs Brändli, Präsident Bio Suisse, kämpft aktuell mit Kündigungen zahlreicher Landwirtschaftsbetriebe. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • 221 Landwirtschaftsbetriebe trennten sich letzten Jahr von Bio Suisse.
  • Für die einen Bauern sind die Richtlinien zu locker, für die anderen zu streng.
  • Eine Lösung für das Problem hat der Schweizer Verband aber noch nicht.

Bio Suisse ist das Wahrzeichen der biologischen Landwirtschaft. Der Verband sorgt für einen sorgsamen Umgang mit der Natur und setzt sich für Nachhaltigkeit, Tierwohl und Fairness ein.

Doch spätestens seit der letztjährigen Trinkwasserinitiative ist Bio Suisse zunehmend in Verruf geraten. Die damalige Nein-Parole sowie die umstrittenen Richtlinien führten zu einer Abwanderung von 221 Landwirtschaftsbetrieben.

Trinkwasser-Initiative Bio Suisse
Bio Suisse stand 2021 wegen der Nein-Parole zur Trinkwasser-Initiative mehrfach in der Kritik. - Keystone

Einer davon ist Bernhard Hänni. Der langjährige Gemüsebauer aus dem Kanton Bern hat sich wegen der viel zu lockeren Richtlinien von dem Verband losgelöst. «Bio Suisse ist eine Mogelpackung: Was in der Werbung verkauft wird, ist nicht, was auf den Höfen effektiv passiert», sagt Bernhard Hänni. Und weiter: «Was im Bio-Landbau eingesetzt werden darf, sind für mich Kampfstoffe gegen die Natur

Walliser Schafzüchter kurz vor Austritt bei Bio Suisse

Nicht zu locker, sondern viel zu streng sind die Richtlinien dagegen für Helmut Bitz. Denn: Nach Bio-Richtlinien ist das Kupieren von den Schwänzen seiner Schafe verboten. «Doch wir müssen kupieren – aus hygienischen Gründen. Sonst werden die Tiere krank», beklagt der Walliser Bauer gegenüber «SRF».

Auf einen Kompromiss mit Bio Suisse hätten sich der Schafzüchter aber bislang nicht einigen können. Einen Austritt aus dem Verband schliesse er deshalb nicht aus – so wie an die 40 andere Walliser Schafzüchter auch.

Schafe
Kupierte Schwänze bei Schafen sind nach den Richtlinien von Bio Suisse nicht erlaubt. - Keystone

Entgegen dieser Entwicklung boomt der Schweizer Biomarkt gerade zu. Allein im letzten Jahr setzten Detailhandel und Direktvermarktung mehr als vier Milliarden Franken mit Bio-Produkten um. Damit stieg der Umsatz seit 2016 um 1,5 Milliarden Franken.

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Umso mehr macht es Bio Suisse zu schaffen, dass immer mehr Landwirtschaftsbetriebe dem Verband den Rücken kehren. Konkrete Lösungsansätze gibt es bislang aber nicht.

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