Laut einer umfassenden Studie könnte das Tanzen potenziell dazu beitragen, neurotische Tendenzen zu reduzieren.
Ein tanzendes Paar
Tanzen kann man überall. - Pexels

Tanzen schützt vor Neurotizismus. Menschen, die tanzen, sind einer Studie zufolge weniger neurotisch als ihre Mitmenschen. Zudem seien sie verträglicher, offener und extrovertierter als Personen, die nicht tanzen.

Beides gilt den Forschenden zufolge sowohl für Hobby- als auch für Profi-Tänzer, wie eine Studie unter Leitung des Frankfurter Max-Planck-Instituts (MPI) für empirische Ästhetik ergab.

Die Studienergebnisse wurden jüngst im Fachjournal «Personality and Individual Differences» veröffentlicht. Die MPI-Mitarbeiter haben dafür Daten von 5435 Personen aus Schweden und 574 Personen aus Deutschland ausgewertet.

Untersucht wurden die fünf Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus, die anhand eines umfangreichen Fragebogens ermittelt wurden.

Die Big Five der Persönlichkeit

Die sogenannten «Big Five» sind eines der einflussreichsten Modelle der Persönlichkeitspsychologie. Der Faktor Neurotizismus beschreibt dabei, wie emotional stabil eine Person ist.

Menschen mit niedrigen Werten in dieser Kategorie sind laut Definition emotional stabil; sie klagen wenig und gelten als unempfindlich, aber auch unsensibel.

Ähnliche Ergebnisse gab es bereits bei Musikern: Sie zeigten sich in einer früheren Studie verträglicher und offener gegenüber Mitmenschen als Nicht-Musiker. In der aktuellen Studie bestätigte sich das laut MPI im Prinzip auch für Tänzerinnen und Tänzer.

Tänzer vs. Musiker

Allerdings fanden die Forschenden auch einen interessanten Unterschied zwischen beiden Gruppen: Im Gegensatz zu Musikerinnen und Musikern sind Tänzerinnen und Tänzer nicht neurotischer, sondern – im Gegenteil – weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen.

Generell wiesen sowohl Tänzerinnen und Tänzer als auch Sängerinnen und Sänger in ihrer Persönlichkeit ein hohes Mass an Extraversion auf. – «was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird», berichtete Erstautorin Julia F. Christensen.

Der Körper als Ausdrucksmittel

«Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird», berichtete Erstautorin Julia F. Christensen. «Das bedeutet, sie befinden sich in einer sozial exponierteren Situation als jemand, der sich zum Beispiel durch ein Instrument ausdrückt.»

Zudem fanden die Forschenden erste Hinweise darauf, dass es Persönlichkeitsunterschiede zwischen Tanzenden verschiedener Tanzstile geben könnte. So scheinen Menschen, die Swing tanzen, noch weniger neurotisch zu sein als zum Beispiel Latein- oder Standard-Tänzer.

Laut MPI müssen solche Annahmen aber noch mit grösseren Datenmengen bestätigt werden. Auch aus einem anderen Grund soll die Studie fortgesetzt werden: Die Forschenden würden ihre Untersuchungen zur Persönlichkeit von Tänzern gern auf weitere Kulturen und Tanzstile ausweiten.

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