Studie: Übersterblichkeit während Pandemie regional verschieden
Eine Studie zeigt, dass es grosse regionale Unterschiede bei der Übersterblichkeit während der Corona-Pandemie innerhalb Europas gab.

Während der Corona-Pandemie hat es bei der sogenannten Übersterblichkeit einer Studie zufolge grosse regionale Unterschiede innerhalb Europas gegeben. In der Südschweiz gab es vor allem im ersten Pandemie-Jahr eine Übersterblichkeit.
Das geht aus einer Datenauswertung des deutschen Instituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Französischen Instituts für demografische Studien hervor.
Für die am Mittwoch veröffentlichte Studie verglichen die Forschenden die aufgrund langfristiger Entwicklungen eigentlich zu erwartende Lebenserwartung für 2020 und 2021 mit der tatsächlich gemessenen Lebenserwartung in 569 europäischen Regionen.
Starke regionale Unterschiede
So wurde im ersten Pandemiejahr 2020 vor allem in Norditalien, der Südschweiz, in Zentralspanien und Polen eine deutliche Übersterblichkeit festgestellt – die Lebenserwartung sank also.
In Teilen Nord- und Westdeutschlands, Dänemarks, West- und Südfrankreichs, Norwegens und Schwedens wurde parallel dagegen sogar eine Untersterblichkeit verzeichnet.
In Italien etwa traten dabei sehr starke regionale Unterschiede innerhalb des Landes auf: Während in den norditalienischen Provinzen Bergamo und Cremona die Lebenserwartung in Folge der Übersterblichkeit im ersten Pandemiejahr rund vier Jahre unter dem erwarteten Wert lag, war in einigen süditalienischen Provinzen gleichzeitig keine erhöhte Sterblichkeit messbar.
Im zweiten Pandemiejahr 2021 verlagerte sich die Übersterblichkeit der Studie zufolge nach Osteuropa. In der Slowakei, in Litauen, Lettland, Ungarn sowie in Teilen Polens und Tschechiens lag die Lebenserwartung um mehr als zweieinhalb Jahre unter dem statistisch zu erwartenden Wert.
Ursachen für regionale Unterschiede
Im Vergleich zu Osteuropa zeigten viele westeuropäische Regionen im Jahr 2021 eine geringere Übersterblichkeit. Innerhalb Deutschlands gab es 2021 ein deutliches Ost-West-Gefälle. So war die Übersterblichkeit in vielen ostdeutschen Bundesländern deutlich höher als in den meisten westdeutschen.
«Die Ursachen für die grossen regionalen Unterschiede sind komplex und lassen sich unter anderem auf den unterschiedlichen Anteil vulnerabler Menschen zurückführen», erklärte Mitautor Michael Mühlichen.
«Inwieweit relevante Vorerkrankungen regional verbreitet sind, hängt mit der Altersstruktur und dem Risikoverhalten der Bevölkerung zusammen, welche wiederum durch sozioökonomische Bedingungen beeinflusst werden.»