96 Prozent der Buben gamen – und sind auf Social Media passiv
Eine Studie hat untersucht, weshalb Jugendliche die sozialen Medien nutzen. Dabei wird klar, dass es vielen Teenagern gar nicht um Selbstdarstellung geht.

Das Wichtigste in Kürze
- Neun von zehn Jugendlichen nutzen täglich oder mehrmals pro Woche die sozialen Medien.
- Für viele ist die Unterhaltung ein zentrales Motiv für die Nutzung von Tiktok und Co.
- Jungs ist dieser Punkt jedoch weniger wichtig als Mädchen – wohl, weil viele auch gamen.
Jugendliche verbringen jede freie Minute in den sozialen Medien und setzen sich dort selbst in Szene. Das ist das Vorurteil, das viele Ältere gegenüber der jungen Generation haben.
Eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) belehrt diese Leute jedoch eines Besseren: Den Ergebnissen zufolge sind Jugendliche in den sozialen Medien eher stille Zuschauer.
Studienmitautorin Isabel Willemse erklärt gegenüber SRF: «Die Jugendlichen schauen mehr zu, was andere posten, als sich selbst zu zeigen.»
Die grosse Gesamtheit der eher passiv Nutzenden sei auf den Netzwerken nicht sichtbar. «Von einem kleinen sichtbaren Teil wird wohl auf die junge Gesellschaft geschlossen», so Willemse.
Teenager suchen Unterhaltung und Informationen
Statt zur Selbstdarstellung benutzen viele Teenager die sozialen Medien zur Unterhaltung und um sich zu informieren.
Für die Studie wurden 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren befragt. 57 Prozent von ihnen gaben an, Social Media zu Unterhaltungszwecken zu benutzen.
Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Für Mädchen ist die Unterhaltung von zentralerer Bedeutung als für Buben.
Die Forschenden erklären sich das dadurch, dass Jungs ihrem Bedürfnis nach Unterhaltung stärker auch in anderen Bereichen nachgehen. 96 Prozent der Jungs gamen, bei den Mädchen sind es mit 65 Prozent deutlich weniger.
46 Prozent der befragten Jugendlichen nennen derweil die Informationssuche als Motiv für ihren Social-Media-Konsum. Nur vier Prozent geben an, die sozialen Medien zur Selbstdarstellung zu nutzen.
Heisst: Den Teenagern geht es vor allem darum, sich abzulenken und zu informieren – und weniger darum, andere zu beeindrucken.
Aber auch zwischen den Landesteilen sind in diesem Zusammenhang Unterschiede zu beobachten: Der Anteil der befragten Jugendlichen in der Romandie, die sich in den sozialen Medien informieren, liegt bei 62 Prozent.
In der Deutschschweiz gaben jedoch nur 38 Prozent die Informationssuche als Motiv für ihre Social-Media-Nutzung an. Jugendliche in der Deutschschweiz konsultieren demnach öfter traditionelle Medien, um sich zu informieren.
Instagram und Tiktok hoch im Kurs
Neun von zehn Teenagern sind täglich oder mehrmals pro Woche in den sozialen Medien online. Am beliebtesten sind Instagram und Tiktok. Auf Facebook, X (ehemals Twitter), Tinder und Reddit sind sie seltener unterwegs.
Instagram und Tiktok dienen dabei vor allem der Ablenkung und Unterhaltung. Auf den weniger genutzten Plattformen Facebook, Tinder und BeReal geht es eher um Selbstdarstellung.

Die Studie zeigt ausserdem, dass Teenager im Umgang mit den sozialen Medien in den letzten Jahren vorsichtiger geworden sind: «Jugendliche werden im Rahmen präventiver Mediensozialisierungsprogrammen bereits früh darauf sensibilisiert, Bilder vorsichtig und mit Bedacht zu posten. Und nicht zu viel von der Identität preiszugeben.»
Offenbar tragen diese Bemühungen jetzt Früchte.