Die sinkende Artenvielfalt bei Fledermäusen kann auch für die Menschen zum Problem werden. So können sich beispielsweise Coronaviren besser ausbreiten.
Illinois Tollwut Fledermaus Hand
Eine Fledermaus in der Hand eines Menschen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Coronaviren können sich besser ausbreiten, wenn die Fledermaus-Artenvielfalt sinkt.
  • Das hat ein internationales Forscherteam in einer neuen Studie herausgefunden.
  • Über 2300 Fledermäuse wurden untersucht.
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Eine sinkende Artenvielfalt in Fledermausgemeinschaften kann die Wahrscheinlichkeit für die Ausbreitung bestimmter Coronaviren erhöhen. Das hat ein internationales Forscherteam in einer im Journal «Nature Communications» veröffentlichten Studie unter der Leitung von Simone Sommer von der Universität Ulm nachgewiesen.

Die Gruppe aus Deutschland, Tschechien, Australien und Ghana untersuchte mehr als 2300 Fledermäuse über einen Zeitraum von zwei Jahren in fünf Höhlen im westafrikanischen Ghana.

Naturschutz kann gegen Pandemien helfen

Mit DNA-Proben bestimmten die Forscher, welche Arten in den untersuchten Populationen häufiger vorkamen und welche besonders oft mit Coronaviren infiziert waren. Ausserdem sammelten sie Kotproben, die unter der Leitung des Berliner Virologen Christian Drosten in der Charité auf Coronaviren untersucht wurden. Fledermäuse enthalten viele verschiedene Coronaviren.

Das Team fand heraus, dass in weniger vielfältigen Fledermausgemeinschaften nur die besonders störungstoleranten Arten noch häufig anzutreffen waren. Ausgerechnet diese gehörten demnach zu den Arten, die anfälliger für bestimmte Coronaviren waren, und diese auch besser übertragen.

Muss die Menschheit mehr für den Umweltschutz tun?

«Und wenn mehr Tiere da sind, die häufiger infiziert sind und dieses Virus besser weitergeben können, dann breitet sich der Krankheitserreger natürlich grundsätzlich in dieser Artengemeinschaft besser aus», sagte die beteiligte Biologin Magdalena Meyer von der Universität Ulm im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Das heisst, Naturschutz hat eine enorm wichtige Rolle bei der Krankheitsprävention und damit eben auch für Pandemien.» Warum störungstolerantere Arten bestimmte Viren besser übertragen, sei allerdings eine ungelöste Frage und nicht Teil der Studie gewesen.

Beobachtet wurde dieses Phänomen unter anderem für zwei besondere Coronaviren-Varianten: für die sogenannte Alpha-CoV 229E-like Variante, die einem menschlichen Erkältungsvirus ähnelt, und für die Variante Beta-CoV 2b, die mit dem Sars-Erreger verwandt ist.

Dies bedeute allerdings nicht, dass es sich um unmittelbare Vorgänger von bei Menschen auftauchenden Viren handele, erklärte Meyer. Auch habe noch nie eine direkte Übertragung von Coronaviren von der Fledermaus auf den Menschen nachgewiesen werden können. Aus Sicht des Teams stützen die Ergebnisse das «One Health»-Konzept. Dieses sieht eine enge Verbindung zwischen Umweltschutz, Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit.

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