Nächstes Jahr werden Schweizerinnen und Schweizer insgesamt 95 Milliarden Franken erben und geschenkt bekommen. Davon müssen sie fast nichts abgeben.
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Jeder zweite gesparte Franken in der Schweiz ist nicht selbstverdient, sondern stammt aus Erbschaften. - PxHere

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit 1990 hat sich die Menge Geld, das Schweizerinnen und Schweizer erben, verdreifacht.
  • In der gleichen Zeit ist der Erbschaftssteuerfuss von 4,1 auf 1,4 Prozent gesunken.
  • Das ist dem Wettbewerb der Kantone um ältere Vermögende geschuldet.
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Herr und Frau Schweizer dürfen sich auf das Jahr 2020 freuen: 11´000 Franken wird eine Person in der Schweiz durchschnittlich erben oder geschenkt bekommen. Das zeigt eine Untersuchung der Universität Lausanne, die in «Social Change in Switzerland» veröffentlicht worden ist.

Die Studie hat analysiert, wie viel Geld Schweizerinnen und Schweizer seit 1990 jährlich geerbt und durch Schenkungen erhalten haben. In den letzten dreissig Jahren hat sich diese Summe verdreifacht – auf 95 Milliarden Franken. Damit stammt die Hälfte des gesamten privaten Vermögens der Schweiz aus Erbschaften. Nur jeder zweite gesparte Franken ist selbst verdient. Und mehr als die Hälfte der Erbinnen und Erben sind älter als sechzig Jahre.

Doch von all diesem geerbten und geschenkten Geld muss nur wenig als Steuer abgegeben werden. Die Kantone legen die Erbschaftssteuer selbst fest. Diese besagt, wie viel Geld man abgeben muss, wenn man welches erbt. Lag der Erbschaftssteuerfuss im interkantonalen Durchschnitt 1990 noch bei 4,1 Prozent, ist er bis heute auf 1,4 Prozent gesunken.

Reduzierung der Erbschaftssteuer ist Verlustgeschäft

Den Grund dafür sieht die Studie im interkantonalen Steuerwettbewerb. Aus Angst, dass vermögende Rentner wegziehen, oder aber um diese anzulocken, haben viele Kantone ihre Erbschaftssteuer mehrmals gesenkt. Die Untersuchung zeigt im Nachhinein, dass das für die Kantone ein Verlustgeschäft war. Denn im Gegensatz zur Einkommenssteuer hat eine Erhöhung der Erbschaftssteuer fast keinen Einfluss darauf, ob vermögende Menschen weg- oder zuziehen.

Würden die Kantone heute den durchschnittlichen Steuerfuss der Erbschaftssteuer von 1,4 auf 4 Prozent anheben, also etwa auf das Niveau von 1990, so könnten Kantone und Gemeinden 2020 rund zweieinhalb Milliarden Franken mehr einnehmen, wie die Autoren schreiben.

Dass die Schweizer Bürgerinnen und Bürger kein Interesse an einer höheren Erbschaftssteuer haben, hat zuletzt eine Abstimmung im Jahr 2015 gezeigt: Die Initiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV», die Erbschaften über zwei Millionen und Schenkungen über 20 000 Franken mit zwanzig Prozent besteuern wollte, wurde vom Stimmvolk mit 71 Prozent der Stimmen abgelehnt.

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Dieser Beitrag wurde verfasst von Valentin Oberholzer

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