Neue Erkenntnisse beim Schlaf: Nicht nur das Gehirn gibt den Takt an
Schlaf wird nicht ausschliesslich durch das Gehirn bestimmt. Eine Neurowissenschaftlerin stellt das bisherige Bild auf den Kopf und bringt Neues ans Licht.

Das Gehirn galt lange als die einzige Instanz, die steuert, wann wir schlafen. Doch eine neue Studie widerspricht diesem Bild.
Wie «t3n» berichtet, belegt die Forschung der Neurowissenschaftlerin Erika English, dass auch andere Faktoren entscheidend sind. Die Wissenschaftlerin stellte fest, dass bestimmte Darmbakterien im Körper als Signalgeber für Schlaf wirken.
Wendepunkt in der Forschung
Sie beeinflussen gemeinsam mit dem Gehirn das Schlafverhalten. Laut «t3n» ist diese Entdeckung ein Wendepunkt in der Schlafforschung.
Auch an der ETH Zürich widmet sich ein Team neuen Methoden zur Analyse des Schlafs. Forschende messen etwa die Pupillenbewegungen unter geschlossenen Lidern.
Wie die ETH in einer Mitteilung schreibt, schwankt die Pupillengrösse im Schlaf stärker als angenommen. Das zeigt, dass das Aktivitätsniveau im Gehirn selbst während des Schlafes variiert.
Körper und Gehirn arbeiten beim Schlaf zusammen
Neu ist der Gedanke, dass das Schlafverhalten das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Gehirn und Körper ist. Bisher gingen Forschende davon aus, dass das Gehirn allein entscheidet, wann Schlaf einsetzt.
Weitere Erkenntnisse liefern Arbeiten vom Max-Planck-Institut. Dort haben Forscher herausgefunden, dass bei Vögeln bestimmte Hirnregionen unterschiedlich tief schlafen.
Konsequenzen für die Schlafmedizin
Regionen, die tagsüber stark beansprucht wurden, benötigen eine längere Erholung. Diese Erkenntnisse sind laut Max-Planck-Institut wichtig für das Verständnis von Schlafmangel, auch bei Menschen.

Die neuen Befunde könnten den Umgang mit Schlafstörungen verändern. Forschende machen darauf aufmerksam, dass Therapien künftig stärker den Gesamtorganismus einbeziehen sollten.
Neue Ansätze um Schlafstörungen besser zu erkennen
Es könnten neue Therapien entwickelt werden, die nicht nur das Gehirn behandeln. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die ETH Zürich.
So könnte die Beobachtung der Pupillendynamik helfen, Schlafstörungen besser zu erkennen. Die aktuellen Studien machen deutlich: Schlaf ist komplexer, als lange angenommen.