Nepal im April vor vier Jahren: Eine Reihe heftiger Erdbeben mit Magnituden bis 7,8 fordern fast 9000 Menschenleben und zerstören Dörfer und Kulturdenkmäler.
Zerstörung herrscht nach einem Erbeben in Nepal von 2016.
Zerstörung herrscht nach einem Erbeben in Nepal von 2016. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nepal könnten noch stärkere Beben drohen, berichten ETH-Forscher.
  • Diese müssen aber nicht unmittelbar bevorstehen.

Nepal liegt dort, wo zwei Kontinente kollidieren: Wo die Indische und die Eurasische Kontinentalplatten aufeinandertreffen und sich erstere unter die letztere schiebt, kann die Erde heftig beben – wie beim Erdbeben von 2015, das Zerstörung und tausende Verletzte und Tote brachte.

Forschende der ETH Zürich haben ein neues Modell dieser Kollisionszone im Bereich des Himalayas entwickelt. Damit konnten sie erstmals mit hoher Auflösung die Erdbebenzyklen an einem Querschnitt der Bruchzone simulieren, wie die ETH mitteilte.

Die Katastrophe vom April 2015 könnte demnach noch nicht das Schlimmste gewesen sein, was die Bruchzone dem Land bescheren kann. Beben mit Magnituden von 8 oder höher wären möglich, berichten die Wissenschaftler um Luca Dal Zilio und Taras Gerya im Fachblatt «Nature Communications».

Spannungen nicht gelöst

«Beim 2015er-Beben brach nur ein Teil des Bruchsystems, welches die beiden Kontinentalplatten abgrenzt», liess sich Dal Zilio in der Mitteilung zitieren. Der vorderste, oberflächennahe Teil der Bruchzone, wo die Indische unter die Eurasische Platte abtaucht, sei nicht gerissen und stehe immer noch unter Spannung.

Grössere Beben lösen normalerweise alle Spannungen rund um das Epizentrum; dies sei jedoch bei dem Beben vor knapp vier Jahren nicht geschehen. In einem frontalen Teil der Bruchzone nahe dem Fuss des Himalayas haben die Spannungen der Studie zufolge im Gegenteil sogar zugenommen.

Zwei bis drei weitere Beben wie das sogenannte «Gorkha-Beben» von 2015 würden den Simulationen der ETH-Forscher zufolge so viel Spannung in oberflächennahen Bereichen der Bruchzone aufbauen, dass ein Megabeben der Magnitute 8,1 oder höher möglich wäre. Erst ein solch gewaltiges Beben würde alle aufgestauten Spannungen der Bruchzone lösen.

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ETH Zürich