Für die alpine Artenvielfalt galt die Landwirtschaft früher als grösster Feind. Inzwischen stellt der Klimawandel allerdings die grössere Gefahr dar.
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Der Klimawandel ist für die alpine Artenvielfalt schlimmer als die Landwirtschaft. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Wissenschaftlern ist der Klimawandel für die Alpen schlimmer als die Landwirtschaft.
  • Zwei Drittel der dort lebenden Arten verlieren ihren Lebensraum aufgrund des Klimawandels.

Bisher galt die intensive Landwirtschaft als grösster Feind der Artenvielfalt (Biodiversität) in den Alpenregionen. In Zukunft wird sie kaum weiter die Lebensräume der hiesigen Flora dezimieren, aber der Klimawandel umso mehr, berechneten Wiener Wissenschaftler.

Der Klimawandel sorgt bei fast zwei Drittel der Arten für Lebensraumverluste, erklären die Forschenden im Fachjournal «Global Change Biology». Sie erweiterten die gängigen Rechenmodelle, wie sich die Biodiversität in Zukunft entwickeln wird, mit Landnutzungs-Vorhersagen.

Vorhersagen über Landwirtschaft schwierig

Bisher konzentrierten sich diese Modelle stark auf den Klimawandel, weil Vorhersagen über die Entwicklung der Landwirtschaft schwierig sind, so Stefan Dullinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien und Veronika Gaube vom Institut für soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien in einer Mitteilung.

Als Modellgebiet wählten sie die «Eisenwurzen»-Region in Oberösterreich und der Steiermark. Als Modellorganismen dienten 834 Pflanzenarten und sie inkludierten 1300 land- und forstwirtschaftliche Modellbetriebe.

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Der Klimawandel wird als grössere Gefahr für die Biodiversität in den Alpen angesehen als die Landwirtschaft. (Archivbild) - keystone

«Deren Betreiber reagieren in der Simulation auf verschiedene mögliche Entwicklungen der wirtschaftlichen und klimatischen Rahmenbedingungen», so die Wissenschaftler: «Ihre Entscheidungen führen zu Veränderungen in der Landschaft, die gemeinsam mit dem Klimawandel die Lebensräume der Pflanzen verändern.»

Handlungsspielraum für Landwirte begrenzt

Das Modell sagt keine grossen Änderungen mehr in der Landnutzung voraus. Einerseits sei der Wald gesetzlich geschützt, andererseits könne man bei den meisten Wiesen und Weiden aufgrund der gebirgigen Lagen die Nutzung kaum mehr intensivieren. Der Handlungsspielraum der Landwirte wäre demnach stark begrenzt.

«Im Unterschied dazu führt der Klimawandel bei etwa 60 Prozent der Arten zu Lebensraumverlusten», schrieben die Wissenschaftler. Diese Verluste wären teilweise massiv, vor allem bei Arten in höheren Berglagen. Die Biodiversität in den österreichischen Gebirgslebensräumen wäre demnach hauptsächlich vom Klimawandel bedroht. Dennoch könne man durch die Landnutzung «deutlich positive Effekte auf die Lebensräume von Arten in der Region erzielen», meint Dullinger: Nämlich mit einer «ambitionierten Agrarpolitik mit starken finanziellen Anreizen für eine biodiversitätsfreundliche Landwirtschaft».

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