Ermüdung: Studie zeigt, warum intensives Denken anstrengend ist
Wer sich lange am Stück konzentriert, dem raucht bekanntlich der Kopf. Forscher haben neue Erkenntnisse, warum intensives Denken zur Ermüdung führt.

Das Wichtigste in Kürze
- Wenn man sich über Stunden konzentriert, sammelt sich Glutamat im Hirn an.
- Das verursacht Ermüdung nach langer Konzentration, wie Forschende herausfanden.
- Denkarbeit führt demnach zu einer funktionellen Gehirnveränderung.
Wer sich über einen längeren Zeitraum intensiv konzentriert, der wird in der Regel müde. Forscher haben nun einen Grund für die Ermüdung gefunden. Bei intensiver kognitiver Arbeit über mehrere Stunden hinweg sammle sich in einem Teil des Gehirns Glutamat an. Dies schreibt das Forscherteam um Antonius Wiehler vom Pitie-Salpetriere Hospital in Paris im Fachjournal «Current Biology».
Der Botenstoff Glutamat häuft sich demnach in dem Bereich des Gehirns an, der als präfrontaler Cortex bekannt ist. Der Bereich ist aktiv, wenn Menschen etwas planen oder komplexe Probleme lösen.

Das Ansammeln des Glutamates verursache eine kognitive Ermüdung, schreiben die Forscher. Dies führe dazu, dass man sich entspannteren Tätigkeiten widme, die keine Anstrengung oder Warten erforderten.
Ermüdung ist Mittel zum Zweck
Nach Angaben der Forscher zeigen die Ergebnisse, dass Denk-Arbeit zu einer funktionellen Gehirnveränderung führt. Dabei sei die Müdigkeit ein Mittel zum Zweck, denn sie veranlasse den Menschen dazu, die Arbeit zu unterbrechen. So solle die Gehirnfunktion generell am Laufen gehalten werden.
Die Forscher wandten für ihre Studie spezielle Verfahren an, die Konzentrationen spezifischer Moleküle im Gehirn überwachen. Sie untersuchten zwei Probandengruppen: eine musste schwierige Aufgaben lösen, die andere bekam relativ leichte kognitive Aufgaben.
Ergebnis: Am Ende des Tages führte die anspruchsvolle kognitive Anstrengung zu einer höheren Glutamatkonzentration als die leichte kognitive Arbeit.

Anstiege der Glutamatkonzentration von einigen Prozent unter gezielter Anregung verschiedener Hirnregionen sind vielfach beobachtet worden. Das ist den Angaben des Neurophysikers Harald Möller vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig zu entnehmen. Dabei sei aber ein relativ schneller Abfall des Botenstoffs bei Beendigung der Stimulation erfolgt.
Jedoch überzeuge ihn die Interpretation der Ergebnisse in der französischen Studie nicht. Er kritisierte die Schlussfolgerung, dass es zu einem länger anhaltendenden Glutamatanstieg im Zellzwischenraum komme. Es sei allerdings schwierig, Messungen an diesem Teil des Gehirns durchzuführen.
Möller sagte, die Forscher hätten auch die Ruhephasen der Probandinnen und Probanden messen müssen. Dann hätten sie eine Referenz dafür gehabt, wie das Experiment den Glutamatanstieg beeinflusse - im Gegensatz zu einer vorherigen Ruhephase.