Obwohl sie seit Monaten keine Bühne mehr haben, trainieren die Tänzerinnen und Tänzer des Béjart Ballet Lausanne (BBL) jeden Tag. Für Gil Roman, künstlerischer Leiter der Kompanie, sind die mit der Pandemie verbundenen Schwierigkeiten eher psychischer als physischer Natur.
Béjart Ballet Lausanne
Tänzer des Béjart Ballet Lausanne beim Training. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Es ist sehr schwer, die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten, wenn das Training ins Leere läuft», sagt Gil Roman gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Das Härteste ist die mentale Ermüdung.» Ohne Publikum sei Ballett inexistent. «Nur wenn jemand zuschaut, machen die Tanzenden Fortschritte.»

Geprobt wird im neu renovierten Studio des BBL, das sowohl als Probe- wie auch als Aufführungsraum genutzt werden kann. Es heisst Plan B und ist speziell darauf ausgerichtet, Vorstellungen mit Publikum zu Pandemiezeiten möglich zu machen.

Bisher habe es allerdings noch kaum Gelegenheiten gegeben, den mit mobilen Trennwänden ausgestatteten Raum für die Öffentlichkeit zu nutzen, so Roman. Die ersten und letzten, die davon profitiert hätten, seien Schulen und Studenten im letzten Herbst gewesen.

Gil Roman sitzt zwischen zwei Proben am offenen Fenster in seinem Büro. Hat die auftrittsfreie Zeit auch einen positiven Aspekt? Nach kurzem Überlegen sagt er mit seinem leichten südfranzösischen Akzent: «Das einzig Positive ist, dass ich an einem Ballett von Béjart arbeiten konnte, das ich sehr liebe: 'Wien, Wien, nur du allein'.»

Das Stück ist seit der letzten Aufführung 1985 in Japan nie wieder aufgenommen worden: «Ich habe es immer wieder verschoben, weil es mit viel choreografischer Arbeit verbunden ist.»

Die vom Bundesrat angekündigte mögliche Wiedereröffnung am 22. März löst nur einen Teil der Probleme, mit denen die Béjart-Kompanie zu kämpfen hat. Denn einen grossen Teil ihrer Leistungen erbringt sie ausserhalb der Schweiz.

Laut Gil Roman sind viele Verträge im Ausland bereits verloren gegangen - unter anderem in Japan. «Niemand will Risiken eingehen. Die finanzielle Situation privater Veranstalter ist schrecklich», sagt er. Mit dieser Ungewissheit zu leben, sei schwierig. «Aber wir sind nicht die einzigen, denen es so geht.» Die Situation sei überall mehr oder weniger gleich. Ausser in Spanien und Monte Carlo, wo die Tänzerinnen und Tänzer vor Publikum auftreten können.

Die ersten Auslandstermine für das Béjart Ballet Lausanne könnten im Mai in Österreich sein, gefolgt von Spanien und den grossen Sommerfestivals in Südfrankreich. In der Schweiz spielt die BBL normalerweise zwei Serien von Shows im Théâtre de Beaulieu in Lausanne, eine im Dezember und eine im Juni.

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