Bei Blinddarm-Tumoren ab zwei Zentimetern wird die rechte Hälfte des Dickdarms entfernt. Dieser Eingriff ist laut Studie jedoch unverhältnismässig.
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Doch es besteht die Sorge vor unzureichender medizinischer Versorgung in der Haftanstalt. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut internationaler Studie werden Tumore des Blinddarm-Wurmfortsatz teils übertherapiert.
  • Der belastende Eingriff bei Tumoren bis zu zwei Zentimetern sei unverhältnismässig.
  • Denn das Entfernen der rechten Hälfte des Dickdarms bringe Gesundheitsrisiken mit sich.

Tumore des Blinddarm-Wurmfortsatzes werden laut einer internationalen Studie unter Berner Leitung teilweise übertherapiert. Dank dieser Resultate werden laut den Forscherinnen und Forschern künftig bedeutend weniger der typischerweise jungen Betroffenen einen Teil ihres Dickdarms und damit gleichzeitig einen Teil ihrer Lebensqualität verlieren.

Gemäss aktuellen europäischen Leitlinien entfernen Ärztinnen und Ärzte bei Patientinnen und Patienten mit Blinddarm-Tumoren ab einer Grösse von einem Zentimeter standardmässig die rechte Hälfte des Dickdarms, wie das Inselspital am Donnerstag mitteilte.

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Inselspitals, des Universitätsspitals Bern, und der Universität Bern fand nun aber heraus, dass dieser belastende Eingriff bei Tumoren bis zu zwei Zentimetern unverhältnismässig ist. Die Resultate dieser grossangelegten Studie wurden kürzlich im Fachmagazins «The Lancet Oncology» veröffentlicht.

Beeinträchtigung der Lebensqualität

Dieser Unterschied sei wichtig, da das Entfernen der rechten Hälfte des Dickdarms mit Gesundheitsrisiken und mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität verbunden sei. Die Forschenden sind gemäss der Mitteilung überzeugt, dass die international anerkannten Leitlinien bereits dieses Jahr entsprechend angepasst werden.

Es geht dabei um sogenannte neuroendokrine Tumore. Diese Tumore können nahezu überall im Körper auftreten, auch im Wurmfortsatz des Blinddarms. Dort werden sie meist beiläufig im Rahmen einer Blinddarmoperation entdeckt.

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Operationsgegenstände in einem Operationssaal. (Symbolbild) - Bodo Schackow/dpa

An der Studie beteiligten sich 40 Krankenhäuser aus 15 europäischen Ländern. Die Forschenden analysierten die Daten und Gewebeproben von 278 Patientinnen und Patienten, bei denen zwischen 2000 und 2010 ein neuroendokriner Tumor des Wurmfortsatzes entfernt wurde.

Bei rund 60 Prozent der Betroffenen wurde nur der Wurmfortsatz wegoperiert, bei den anderen 40 Prozent wurden zusätzlich ein Teil des Dickdarms entfernt. Die Überlebensrate war bei beiden Gruppen über einen mittleren Beobachtungszeitraum von 13 Jahren vergleichbar.

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