Eine Schicht mit Steinwerkzeugen in einer Ausgrabungsstätte in der Ukraine deutet darauf hin, dass in Europa schon vor 1,4 Millionen Jahren Menschen lebten.
Steinwerkzeugen bei Korolewo
Die gefundenen Steinwerkzeuge, die die Forscher Frühmenschen zuordnen, seien die ältesten bisher bekannten in Europa. - -/Roman Garba/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher könnten den ältesten Nachweis für Frühmenschen in Europa gefunden haben.
  • Sie fanden eine Schicht mit Steinwerkzeugen in einer Ausgrabungsstätte.
  • Demnach lebten Menschen bereits vor rund 1,4 Millionen Jahren in Europa.
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Frühmenschen waren einer Studie zufolge bereits vor rund 1,4 Millionen Jahren in Europa und damit deutlich früher als bisher angenommen. Darauf lasse eine Schicht mit Steinwerkzeugen in einer Ausgrabungsstätte bei Korolewo in der Ukraine schliessen. Das berichtet ein Forschungsteam in der Fachzeitschrift «Nature».

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Die bisher frühesten Belege für Frühmenschen in Europa aus Ausgrabungsstätten in Atapuerca (Spanien) und der Vallonet-Höhle in Südfrankreich seien 1,1 bis 1,2 Millionen Jahre alt. Womöglich sei Europa von Ost nach West besiedelt worden. Das vermutet die Gruppe um Roman Garba von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag.

Zwei Methoden bestimmen Alter der Werkzeuge

Für die Altersbestimmung dieser Schicht verwendeten sie zwei Datierungsmethoden, die auf seltenen radioaktiven Isotopen beruhen: Beryllium-10 und Aluminium-26. Sie entstehen, wenn kosmische Strahlung auf quarzhaltige Ablagerungen trifft. Die Isotope zerfallen sehr langsam und über ihr Verhältnis zueinander kann das Alter einer Schicht bestimmt werden.

Beide Methoden erbrachten ein Alter von etwa 1,42 Millionen Jahren. Eine Altersbestimmung von Proben der Ausgrabungsstätte im spanischen Atapuerca hatte ein Alter von 1,12 Millionen Jahren zum Ergebnis.

Frühmenschen
Die Rekonstruktion eines Computers von Frühmenschen. - keystone

Aus der räumlichen und zeitlichen Abfolge der verschiedenen Funde ergibt sich für die Forscher ein deutlicher Hinweis. Frühmenschen drangen wohl von Ost nach West allmählich nach Europa vor. Womöglich kamen sie demnach von der Levante (Naher Osten), wo im Zarqa-Tal in Jordanien zwei bis zweieinhalb Millionen Jahre alte Steinwerkzeuge gefunden wurden, die denen in Korolewo ähneln. Die Hominiden könnten dann entweder über den Kaukasus oder über Kleinasien (Türkei) in die heutige Westukraine gekommen sein.

Verbreitung bereits vor der weitverbreiteten Kolonisierung Südeuropas

«Aber vorerst können wir sagen, dass die Besiedlung Korolewos vor etwa 1,4 Millionen Jahren die Annahme infrage stellt, dass die Menschen erst nach der weitverbreiteten Kolonisierung Südeuropas vor etwa 1,2 Millionen Jahren in höhere Breiten zogen.»

Wenn die Zuordnung der Werkzeuge zu Homo erectus korrekt ist, wäre Korolewo mit 48,2 Grad nördlicher Breite demnach der nördlichste bisher bekannte Ort, an dem sich diese Frühmenschenart aufgehalten hat. Die Bedingungen dafür waren vor 1,42 Millionen wohl nicht schlecht: Zu jener Zeit gab es drei zwischeneiszeitliche Warmzeiten, die zu den wärmsten ihres Zeitalters (frühes Pleistozän) zählen.

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