Nach dem Wagner-Putschversuch lässt Wladimir Putin in Ungnade gefallene Militärs verhaften oder aussortieren. Das schwächt die Armee weiter.
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Der russische Präsident Wladimir Putin. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Putschversuch der Gruppe Wagner verhaftet der Kreml hochrangige Militärs.
  • 13 vermeintlich illoyale Offiziere sollen verhaftet, 15 suspendiert worden sein.
  • Dem Forschungsinstitut ISW zufolge ist die Befehlskette des russischen Militärs fragil.
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Nach dem gescheiterten Putschversuch der Wagner-Gruppe hat Wladimir Putin offenbar mit Säuberungen in der Armee begonnen.

Quellen des «Wall Street Journals» (WSJ) berichten von mindestens 13 verhafteten Offizieren, einige sollen aber wieder freigelassen worden sein. 15 weitere sollen suspendiert oder entlassen worden sein.

Eine der Quellen sagt: «Bei den Verhaftungen geht es darum, die Reihen derjenigen zu säubern, denen man nicht mehr trauen kann.»

Wladimir Putin soll «General Armageddon» weiter verhören

Einer der Verhafteten ist Sergej Surowikin, Kopf der russischen Luftwaffe und Ex-Kommandeur aller russischen Streitkräfte in der Ukraine. Der «General Armageddon», wie er auch genannt wird, verschwand nur Stunden nach dem Putschversuch von der Bildfläche.

Derzeit soll Wladimir Putin Surowikin «WSJ»-Quellen zufolge in Moskau verhören lassen. Er werde aber nicht in einer Haftanstalt festgehalten, eine Anklage gibt es nicht. Surowikin soll um die Putschpläne gewusst haben, aber nicht involviert gewesen sein.

Wladimir Putin
Nach dem Wagner Putsch hat der Kreml eine reihe vermeintlich illoyaler Militärs verhaftet oder suspendiert. V.l.n.r.: Sergej Surowikin, Andrej Judin, Wladimir Alexejew, Michail Misinzew. - keystone/kremlin.ru via Wikimedia/warheroes.ru

Eine Bestrafung des Generals wäre nach Ansicht des britischen Geheimdiensts aber zu riskant für den Kreml. Surowikin sei «einer der angesehensten ranghohen Offiziere», Strafen dürften daher «spaltend wirken».

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Auch Surowikins Stellvertreter, Generaloberst Andrej Judin, wurde verhaftet, kam später aber wieder frei. Das Gleiche gilt für den stellvertretenden Leiter des militärischen Nachrichtendiensts, Wladimir Alexejew. Beide wurden suspendiert und sollen unter Beobachtung stehen.

Weiter gehört Michail Misinzew zu den Verhafteten, der «Schlächter von Mariupol». Er trat Berichten zufolge im April als stellvertretender Verteidigungsminister zurück und schloss sich der Wagner-Gruppe an.

Russische Befehlskette wird «immer fragiler»

Nicht entlassen, dafür abgesetzt, hat die russische Führung Iwan Popow. Der General der 58. Armee wurde eigenen Angaben nach entlassen, weil er die Wahrheit gesagt habe. Sprich: Popow hat Kritik geäussert.

Das Institute for the Study of War (ISW) sieht die Kommandostrukturen der russischen Armee in schlechtem Zustand. «Die immer fragilere russische Befehlskette könnte in Zukunft zu einer kritischen Kommando- und Kontrollkrise führen», heisst es in einer Analyse.

Russland
«General Armageddon» Sergei Surowikin soll vom Wagner-Putschversuch gewusst haben.
Surowikin
Der als «General Armageddon» bekannte Militär soll derzeit in Moskau verhört werden.
wagner
Surowikin soll von den Putschplänen gewusst haben. Der Kreml wirft ihm und eine Reihe an anderen verhafteten oder suspendierten Militärs Illoyalität vor.
Andrej Judin
Zu ihnen gehört auch Surowikins Stellvertreter Andrej Judin, der aber wieder freigelassen und suspendiert wurde. Er soll Quellen zufolge unter Beobachtung stehen.
Wladimir Alexejew
Das Gleiche gilt für den stellvertretenden Leiter des militärischen Nachrichtendiensts, Generalleutnant Wladimir Alexejew.
Misinzew
Michail Misinzew, der «Schlächter von Mariupol», wurde ebenfalls verhaftet. Misinzew verliess im April seinen Posten als stellvertretender Verteidigungsminister und schloss sich Wagner an.
popow
Iwan Popow, General der 58. Armee, wurde zwar nicht verhaftet, dafür entlassen. Zuvor hatte er Kritik an der militärischen Führung geäussert.
Sergej Schoigu
Popows Absetzung verdeutlicht dem Forschungsinstitut ISW zufolge den desolaten Zustand, in dem sich die russischen Kommandostrukturen unter Verteidigungsminister Schoigu befinden.
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«Die immer fragilere russische Befehlskette könnte in Zukunft zu einer kritischen Kommando- und Kontrollkrise führen», heisst es in einer Analyse.

Auch seien die russischen Verteidigungsstellen in der Ukraine «wahrscheinlich brüchig». Die Experten verwiesen auf den Mangel an Reserven und Probleme mit Nachschub an der Front. Im Falle eines Durchbruchs ukrainischer Kräfte blieben russische Stellungen ohne Unterstützung.

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