Vatikan schreibt Latein nicht mehr als erste Amtssprache vor
Im Vatikan ist Latein nicht mehr Pflicht: Laut neuem Regelwerk dürfen Kurienbehörden ihre Akten auch in anderen Sprachen führen.

Tempora mutantur, die Zeiten ändern sich: Latein ist im Vatikan nicht mehr die vorgeschriebene erste Amtssprache.
Dies geht aus einem neuen Regelwerk für den Verwaltungsapparat des katholischen Kirchenstaats hervor, das ein halbes Jahr nach dem Amtsantritt des neuen Papstes Leo XIV. veröffentlicht wurde. In Artikel 50 des Regolamento Generale heisst es jetzt nur noch: «Die Behörden der Kurie schreiben ihre Akten in der Regel in Latein oder in einer anderen Sprache.»
Bislang war noch vorgeschrieben, dass die Behörden des katholischen Kleinstaats mitten in Rom ihre Schriftstücke «in der Regel» in Latein zu verfassen haben. Zugleich bestand aber bereits die Möglichkeit, «gemäss den jeweiligen Notwendigkeiten auch andere Sprachen zu nutzen, die heute gebräuchlicher sind». Wichtigste Arbeitssprache im Vatikan ist Italienisch.
In der katholischen Kirche hat Latein bereits seit Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Messen werden längst weltweit in den jeweiligen Landessprachen gehalten. Immer wieder gibt es innerhalb der Kirche mit ihren weltweit 1,4 Milliarden Gläubigen Debatten über alte Messen in Latein.
Vatikan verabschiedet sich von Latein als Pflichtsprache
Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) war Latein noch die einzige zugelassene Debattensprache. Inzwischen müssen auch päpstliche Gesetzestexte nicht mehr auf Latein im vatikanischen Amtsblatt erscheinen.
Dagegen werden päpstliche Lehrschreiben weiterhin stets in lateinischer Fassung veröffentlicht. Auch aktuelle Begriffe werden noch übersetzt, zum Beispiel Klimawandel in climatis mutatio.
Offizielle Mitteilungen des Vatikans oder Reden des Papstes werden heute in der Regel in englischer, italienischer, spanischer und französischer Sprache veröffentlicht. Deutsch und Polnisch kommen nach dem Ableben der Päpste Benedikt XVI. und Johannes Paul II. seltener vor.
Papst Leo XIV. ist der erste Pontifex aus den USA. Er spricht Englisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und auch Latein. Seine Wahl im Mai wurde mit den lateinischen Worten «Habemus papam» verkündet: «Wir haben einen Papst».














