Vatikan schreibt 70-Millionen-Loch: Papst muss aufs Geld schauen
Dem Vatikan fehlen 70 Millionen Euro – immer weniger Menschen spenden an die Kirche. Jetzt heisst es: sparen und Immobilien verkaufen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die katholische Kirche schreibt ein 70-Millionen-Euro-Defizit.
- Grund dafür sind weniger Einnahmen durch Spenden.
- In Nordamerika und Europa hat der Vatikan aufgrund der Missbräuche Anhänger verloren.
Im Vatikan muss sich dringend etwas ändern: Schon nur im letzten Jahr schrieb die Kurie, also die Verwaltung der römisch-katholischen Kirche, 70 Millionen Euro Defizit. Das bei einem Budget von 1,2 Milliarden Euro.
Als Grund deuten Experten rücklaufende Spenden. «Die römisch-katholische Kirche wächst vor allem in armen Ländern.» Das sagt Carlo Marroni bei der italienischen Zeitung «Sole 24 Ore». Er ist Journalist und bei der Zeitung für internationale Politik, Wirtschaft und den Vatikan zuständig.
Kirche verliert Anhänger wegen Missbrauchsskandalen
Gleichzeitig sinkt die Anzahl an Katholikinnen und Katholiken in den reichen Ländern Europas und Nordamerikas. «In Deutschland hat die Zahl der Kirchenaustritte stark zugenommen, vor allem infolge der Missbrauchsskandale», sagt Marroni.
Um die finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen, sieht Marroni drei Möglichkeiten: «Der Vatikan muss mehr Spenden einsammeln, seinen Besitz besser verwalten oder sparen.»
Bei allen drei Vorschlägen wird angesetzt. Im Jahr 2023 lag das Defizit noch bei 83,5 Millionen Euro.
Bereits Papst Franziskus hat mit Sparmassnahmen begonnen: Er hat zum Beispiel proportional die Gehälter seiner Kardinäle gekürzt und Beschränkungen bei der Einstellung von neuem Personal angeordnet. Marroni: «Viel ist da nicht mehr zu holen.»
Dass das Geld irgendwann knapper wird, ist schon länger bekannt. Kaum ein Jahr nach seinem Amtsantritt, 2013, gründete Papst Franziskus das Sekretariat für Wirtschaft. Damit wurden die Finanzen des Vatikans genauer unter die Lupe genommen und zum Teil auch offengelegt.
Vatikan: Viel Geld in Immobilien
Der neue Papst Leo wird versuchen, Menschen aus den USA zu mobilisieren, um mehr Spenden zu sammeln. Er ist seit Mai im Amt und stammt selber aus den USA (Chicago).
Die grösste Geldquelle liegt allerdings in den Immobilien. Der Vatikan sitzt auf Liegenschaften im Wert von geschätzten drei Milliarden Euro. Diese können vermietet oder verkauft werden. Bei besserer Bewirtschaftung könne man noch einiges rausholen, so Marroni.