Im Ukraine-Krieg steht eine Gegenoffensive an. Wann und wo ist nicht ganz klar – Melitopol könnte ein Ziel sein. Dabei könnte einiges auf dem Spiel stehen.
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Ukrainischer Soldat in der Region Luhansk. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es wird mit einer Gegenoffensive der Ukraine gegen die russischen Besatzer gerechnet.
  • Ziel könnte sein, die russische Front zu teilen.
  • Laut dem «Spiegel» steht auch die Unterstützung aus dem Westen auf dem Spiel.

Im Ukraine-Krieg stehen alle Zeichen auf Gegenoffensive. Zeitpunkt und Ort sind allerdings noch unklar.

Burkhard Meissner vom German Insititute for Defence and Strategic Stidues (GIDS) sagt gegenüber der deutschen «Tagesschau» dazu: «Wir können nur einordnen, wie ähnliche Offensiven in der Vergangenheit abgelaufen sind.» In der Regel würden ein oder mehrere Scheinangriffe entlang der Front durchgeführt, «um dann an anderer Stelle mit sehr viel mehr Kraft durchzustossen.»

Ukraine hat neue Truppen aufgestellt

Welchen Umfang die geplante Gegenoffensive hat, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass sie neue Brigaden aufgestellt hat. «Wir reden hier von 40'000 bis 60'000 Mann», sagt der österreichische Bundesheeroffizier Markus Reisner.

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Wann die Ukraine ihre Gegenoffensive startet, ist noch nicht ganz klar.
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Während sie für Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bereits begonnen hat ...
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... bleibt der ukrainische Präsident zurückhaltend. Ihm zufolge brauche die Armee noch etwas Zeit.
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Klar ist: Die Ukraine hat ihre Truppen verstärkt. Laut Bundesheeroffizier Markus Reisner sind 40'000 bis 60'000 frische Soldatinnen und Soldaten dazugekommen.
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Dem «Spiegel» zufolge könnte die Ukraine in Richtung Melitopol vorstossen wollen, um die russischen Frontlinien zu teilen. Letzterem stimmt auch Bundesheeroffizier Reisner zu.
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Das könnte starke logistische Probleme auf russischer Seite verursachen.
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Für die Ukraine steht einiges auf dem Spiel. Der «Spiegel» berichtet, dass bei ausbleibendem Erfolg die Unterstützung des Westens nachlassen könnte.
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Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow fürchtet, dass es im Ausland zu einer «emotionalen Enttäuschung» kommen könnte, da viele etwas Grosses erwarteten.

Diese seien «zum grossen Teil» im Westen für die offensive Bewegungskriegsführung ausgebildet worden. «Und die wird man wahrscheinlich für eine solche Offensive auch einsetzen wollen.»

Der «Spiegel» hat mit einem ukrainischen Oberstleutnant gesprochen, der sich irgendwo in der Region Saporischschja befinden soll. Dass neue Soldaten eingetroffen sind, sei gut für die Moral gewesen, sagt er. Wie gut sie vorbereitet sind, werde sich aber erst im Ernstfall zeigen.

Reisner zufolge befänden sich die neuen Truppen allerdings «bereits in einem schwächeren Zustand». Dabei bezieht er sich laut «Tagesschau» auf die Leaks aus dem Pentagon, die auf Discord-Servern aufgetaucht waren.

Mögliches Ziel: Melitopol

Ein Ziel der sich anbahnenden Gegenoffensive könnte laut «Spiegel» die Einnahme Melitopols sein. Damit könnte die Ukraine einen Keil zwischen die russischen Linien treiben, so die Zeitung.

Bundesheeroffizier Markus Reisner sieht das ähnlich: «Ein eindeutiger Erfolg wäre, wenn es der Ukraine gelingen würde, die russischen Kräfte in den besetzten Gebieten zu teilen», sagt er der «Tagesschau». Und zwar in einen Teil im Nordosten und einen im Süden. Dann kämen auf Russland «extreme Herausforderungen» zu, besonders bei der Truppenversorgung.

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg noch lange dauert?

Die russischen Besatzer arbeiten seit längerem daran, ihre Verteidigungsstellungen auszubauen – auch in Melitopol. «Sie hatten viel Zeit, sich vorzubereiten», zitiert der «Spiegel» den Bürgermeister der Stadt. Er schätzt einen solchen Vorstoss deshalb als schwierig ein.

Was für die Ukraine auf dem Spiel steht

Bei der Gegenoffensive steht für die Ukraine einiges auf dem Spiel. Wie der «Spiegel» berichtet, kämpft die ukrainische Armee nicht nur um Boden, sondern auch um die öffentliche Meinung im Westen. Blieben die Erfolge aus, könnte die Unterstützung aus dem Ausland abflauen, analysiert die Zeitung.

Der Führung in Kiew scheint das bewusst zu sein. «Die Erwartungen an unsere Gegenoffensive werden im Ausland überschätzt», sagte der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow der «Washington Post». «Die meisten Menschen erwarten etwas Grosses». Er fürchte, dass dies zu «emotionaler Enttäuschung» führen könnte.

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