Im russischen Staats-TV protestiert eine Mitarbeiterin gegen den Ukraine-Krieg. Sie ruft zu grossen Demonstrationen auf – «sie können uns nicht alle einsperren»
Ukraine Krieg
Marina Ovsyannikova protestiert im Live-TV gegen den Ukraine-Krieg und nennt ihn ein Verbrechen, für das einzig Wladimir Putin schuld ist. - Screenshots Twitter
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Mitarbeiterin des russischen Staats-TV unterbricht eine Sendung mit einem Protest.
  • Marina Ovsyannikova bezeichnet den Ukraine-Krieg als Verbrechen und gibt Putin die Schuld.
  • Sie spricht von einem «Krieg zwischen Brüdern».

Der Ukraine-Krieg existiert offiziell in Russland nicht. Es handelt sich um eine «militärische Spezialoperation» zur Befreiung der Ukraine von einem Nazi-Regime. Diese Sprechweise müssen Journalisten und Medien übernehmen, sonst drohen harte Strafen und bis zu 15 Jahre Gefängnis. Viele westliche Medien haben das Land deswegen verlassen, russische den Betrieb eingestellt.

Doch ausgerechnet in den Hauptnachrichten des russischen Staats-TV ist es zu einem Protest gekommen. Eine Frau taucht hinter der Sprecherin auf und präsentiert ein Schild mit der Aufschrift: «Stoppt den Krieg, glaubt der Propaganda nicht, hier werdet ihr belogen.» Zudem rief sich mehrmals: «Nein zum Krieg!» Die Übertragung wurde daraufhin unterbrochen.

Laut Medienberichten handelt es sich bei der Frau um Marina Ovsyannikova, einer Angestellten des Senders. Im Vorfeld hat sie ein Video publiziert. Darin bezeichnet sie den Ukraine-Krieg als «Verbrechen». Russland sei der Aggressor und Putin alleine dafür verantwortlich.

Sie habe in den letzten Jahren für den Sender gearbeitet und die Propaganda des Kremls verbreitet. «Ich schäme mich sehr dafür», sagt sie in dem Video. Sie habe erlaubt, dass Lügen im TV verbreitet und die Russen zu Zombies gemacht worden seien.

«Wir waren 2014, als alles begann, still. Wir gingen nicht auf die Strassen, als Alexei Nawalny vergiftet wurde», so Marina Ovsyannikova. Man habe dem unmenschlichen Regime schweigend zugesehen.

Ukraine Krieg: Aktivistin festgenommen – lange Strafe droht

Doch jetzt liege es am russischen Volk, «den Wahnsinn zu stoppen». Deshalb ruft sie dazu auf, auf die Strassen zu gehen: «Habt keine Angst, sie können uns nicht alle einsperren.» Sie spricht mehrmals von einem «Krieg zwischen Brüdern». Ihr Vater sei Ukrainer, ihre Mutter Russin «und sie waren nie Feinde».

Haben Sie an einer Solidaritäts-Demonstration für die Ukraine teilgenommen?

Die Kriegsgegnerin wurde laut den Medienberichten nach ihrem Protest festgenommen, ihr droht eine lange Strafe. Für ihre Aktion bekommt sie viel Lob. Vor allem russische Oppositionelle, aber auch westliche Politiker, wie der US-Senator Bernie Sanders loben ihren Mut.

Der Videoausschnitt verbreitete sich umgehend in sozialen Netzwerken. Vor allem russische Oppositionelle lobten die Frau für ihren Mut. «Was Mut wirklich bedeutet», schrieb der Pianist Igor Levit bei Twitter. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich bei ihr.

Das Lager des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny will die Frau unterstützen. Man wolle die Strafen übernehmen, die gegen sie verhängt werden könnten. Das schrieb Maria Pewtschich von Nawalnys Organisation FBK am Dienstag bei Twitter.

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