Ukraine Krieg: 2 Tassen Makkaroni ernährten im Stahlwerk 30 Menschen
Hunderte Zivilisten haben im Ukraine-Krieg rund zwei Monate unter dem Stahlwerk in Mariupol verbracht. Geflüchtete schildern die Lebensmittelknappheit dort.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit Wochen belagern und bombardieren russische Truppen das Asow-Stahlwerk in Mariupol.
- Mittlerweile konnten viele Zivilisten aus den Bunkern unter dem Werk fliehen.
- Geflüchtete erzählen, dass gegen Ende ihres Aufenthalts die Lebensmittel fast ausgingen.
Neusten Berichten zufolge sollen sich noch immer rund 100 Zivilisten im Asow-Stahlwerk in Mariupol befinden. Seit Wochen wird dieses im Ukraine-Krieg von russischen Truppen belagert und bombardiert.
Hunderten ist die Flucht bereits gelungen, doch die meisten von ihnen mussten rund zwei Monate in den Stahlwerk-Bunkern ausharren. Geflüchtete erzählen dem «Guardian», wie prekär gegen Ende ihres Aufenthalts die Lebensmittellage war.

Laut einer geflüchteten Familie habe es in ihrem Bunker wegen der Lebensmittel- und Wasserknappheit nur eine kleine Mahlzeit täglich gegeben. Zwei Tassen Makkaroni habe man in zehn Liter Wasser aufgekocht. Diese «Suppe» habe für 30 Personen reichen müssen. Nur die Kinder hätten zweimal täglich gegessen, wie die Familie Tschechonatski erzählt.
Das wenige Essen im Ukraine-Krieg mit Hund geteilt
Das wenige Essen hätten sie zudem mit ihrem Dackel «Spike» geteilt. «Alle gaben ihm drei bis vier Löffel von ihrer Portion. Zum Glück ist er so klein», sagt Mutter Olena. Zusammen mit ihrem Ehemann Yegor und ihren 17- und 12-jährigen Söhnen hatte sie im Stahlwerk Schutz vor den Bomben gesucht.
Damals hatten sie erwartet, dort vielleicht zwei Wochen verbringen zu müssen – nicht zwei Monate. Die Familie gehört zu der letzten Gruppe, die im Ukraine-Krieg aus dem Stahlwerk evakuiert worden ist. Nun befindet sie sich im von Ukrainern kontrollierten Saporischschja.
«Wir können es nicht glauben, dass wir es heraus geschafft haben. In den letzten Tagen hatten wir die Hoffnung verloren. Der Beschuss war so stark, dass eine Flucht unmöglich schien», erzählt Olena. Sie hätten versucht, so viel wie möglich zu schlafen, um weniger zu essen.
«Niemand kam unverändert aus Stahlwerk heraus»
Selbst der Gang zu den Latrinen sei lebensgefährlich gewesen, da sich diese im Erdgeschoss befinden würden. Kinder, Ältere und Menschen mit Behinderung hätten ihre Notdurft in Eimern in den Bunkern verrichtet. Die Erwachsenen hätten sich dann mit dem Leeren abgewechselt.
«Niemand kam dort unverändert wieder heraus», erzählt eine Angestellte des Stahlwerks. «Sie waren eine Person, als sie ins Werk kamen und eine komplett andere, als sie wieder herauskamen.»
Vor allem die Kinder habe das Leben dort zu Beginn traumatisiert. Teenager hätten stundenlang nur die Mauern angestarrt und jüngere Kinder hätten sich vor Berührungen gescheut. Erst mit der Zeit habe sich das gebessert.