Telefonat zeigt: «Donald Trump ist Ukraine egal – will nur Business»
Das Telefonat zwischen Donald Trump und Putin blieb erfolglos. Dennoch spricht der US-Präsident von einem «exzellenten» Gespräch. Zwei Experten ordnen ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Trotz fehlender Fortschritte lobt Donald Trump sein Telefonat mit Putin.
- «Trump interessiert sich nicht für die Ukraine», sagt Osteuropa-Experte Nicolas Hayoz.
- Der US-Präsident sei vor allem an Geschäften mit Russland interessiert.
Am Montag hat Donald Trump zum dritten Mal seit Amtsantritt mit Wladimir Putin telefoniert. Letzterer lehnte erneut einen Waffenstillstand in der Ukraine ab. Und trotzdem zieht der US-Präsident eine positive Bilanz.
Im Gegensatz zu Trumps westlichen Amtskolleginnen und -kollegen setzt der US-Präsident auf ein fast freundschaftliches Verhältnis zum russischen Machthaber. Am Telefon sollen sie sich gar geduzt haben.

Kann Trump mit seiner kollegialen Art Putin zu einem Waffenstillstand bewegen?
«Sicher nicht», sagt Nicolas Hayoz, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Universität Freiburg.
Diese freundliche Art würde lediglich bewirken, dass Putin mit einer «Normalisierung» der Beziehung zwischen Russland und den USA rechnen könne. Und genau dies wolle Trump auch: «Um wieder gute Geschäfte zu machen mit Russland», so der Osteuropa-Experte.
«Donald Trump war immer auf der Seite Putins»
Das Telefonat habe gezeigt: «Trump interessiert sich im Grunde genommen gar nicht für die Ukraine», so Hayoz. Er wolle mit Russland eigentlich nur «business as usual» weiterführen und wieder gute Geschäfte machen.
Es könne gar passieren, dass die USA sich von ihrer Vermittlerrolle verabschiede. Wobei: «Diese haben sie eigentlich gar nie richtig wahrgenommen, denn Trump war immer auf der Seite Putins.»
Ähnliche Töne stimmt auch Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen an. Trump zeige eine «eigentümliche Beisshemmung» in seinem Umgang mit Putin. «Das ist umso unverständlicher, als Trump seine westlichen Verbündeten direkt vor den Kopf stösst», so der Professor für Osteuropastudien.
Trump vertraue darauf, dass er eine «special relationship» (deutsch: besondere Beziehung) mit Putin habe. «Allerdings ist Trumps Einfluss auf Putin beschränkt», sagt Schmid.
Putin wisse genau, dass Trumps Präsidentschaft nur vier Jahre dauere und dass anschliessend die Karten neu verteilt werden.
Putin will kein Frieden
Schmid sagt: «Trump wiederholt wie ein Mantra, dass Putin den Frieden wolle.» Spätestens seit der Weigerung des russischen Präsidenten, nach Istanbul zu reisen, sei aber klar, dass Putin diesen Krieg wolle.
Trump habe Putins Absenz in einer absurden Formel gerechtfertigt: Es hätte für Putin keinen Grund gegeben, nach Istanbul zu reisen. Weil er – Trump – ja auch nicht dort gewesen sei.
Dabei sei es genau umgekehrt gewesen. «Trump wäre nach Istanbul gereist, wenn Putin Gesprächsbereitschaft signalisiert hätte», so Schmid.
Der «naive» Trump
Trump stellte nach dem Telefongespräch weitere Verhandlungen im Vatikan in Aussicht. Ein Fortschritt?
Hayoz meint dazu: «Für Putin ist das überhaupt kein Problem, weiterhin Gespräche zu führen und gleichzeitig den Krieg fortzusetzen.»

In Istanbul hätte er Gespräche über drittrangige Delegationen führen lassen. «Bei gleichzeitiger Fortsetzung der Angriffe auf die Ukraine.»
Putin fühle sich nicht unter Druck, könne aber nach aussen signalisieren, dass er bereit sei, mit den Ukrainern zu reden. «Und der naive Trump nimmt ihm das gerne ab», sagt Hayoz.