Superhunde: Manche lernen Wörter schnell und für lange
Forscher haben das Lernverhalten einer Gruppe Hunde untersucht. Dabei haben die Hunde bewiesen, dass sie sich Wörter auch über längere Zeit merken können.

Das Wichtigste in Kürze
- Forscher finden heraus, dass manche Hunde schlauer sind als andere.
- Es gibt Superhunde, die sich Wörter schnell merken können.
- Ausserdem kennen sie die Wörter auch nach mehreren Monaten noch.
Zwölf neue Begriffe merken - und nach zwei Monaten Pause noch korrekt zuordnen können: An dieser Aufgabe würde wohl so mancher Erwachsene scheitern. Einige wenige Superhunde sind solche Wundermerker.
Pfötchen-Geben oder Stöckchen-Holen sind Tricks, die viele Hunde gut lernen. Auch ob sie ihren Ball oder den Spielknochen holen sollen, begreifen manche rasch. Es gibt aber auch wahre Superhunde, was die Merkfähigkeit angeht: Sie lernen binnen kurzer Zeit viele neue Wörter und können sie sich mindestens zwei Monate lang merken.

Das berichten Verhaltensbiologen der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest im Fachmagazin «Royal Society Open Science». In der Zeit dazwischen wurden die neu benannten Spielzeuge weggeräumt und nicht erwähnt. Solche begabten Hunde könnten Aufschluss darüber geben, wie andere Tiere oder auch Kinder Begriffe lernen.
Für ihre Studie suchten die Forschenden zwei Jahre weltweit nach Hunden, die sie sich die Namen vieler Spielzeuge merken können. Sie fanden sechs aussergewöhnliche Border Collies. «Diese begabten Hunde können neue Namen von Spielzeugen in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit lernen». Das sagte Claudia Fugazza, Leiterin des Forschungsteams.
«In unserer früheren Studie fanden wir heraus, dass sie einen neuen Spielzeugnamen bereits nach viermaligem Hören lernen konnten. Aber bei einer so kurzen Exposition haben sie kein Langzeitgedächtnis dafür gebildet.»
Neue Studie zum Namen lernen
Für die neue Studie sollten die Halter daher mehr Zeit damit verbringen, ihren Vierbeinern die Namen neuer Spielzeuge beizubringen. In einem YouTube-Video der Forscher ist exemplarisch zu sehen, wie Besitzerin einer solchen speziell schlauen Hündin namens Gaia dabei vorgeht.
Spielerisch wirft sie in dem Clip eine «Raffi» getaufte Plüschgiraffe immer wieder in die Luft. Diesen lässt sie von der jungen Border-Collie-Hündin apportieren, während sie den Namen des Kuscheltiers mehrfach wiederholt.
Der zugrundeliegende Lernprozess ähnele dem beim Erlernen von Kommandos, erklärte Mitautor und Verhaltensbiologe Ádám Miklósi. Die Hunde begännen, bestimmte Wörter mit einer Handlung zu verbinden - hier eben das Bringen eines bestimmten Spielzeuges. Die durch «Sitz» oder «Platz» angezeigten Verhaltensweisen seien für die Tiere eher unlogisch.

Darum wird das erlernen oft durch den Einsatz von Leckerlies unterstützt. Besser sei es, wenn das Lernen hingegen von Objektnamen in einen spielerischen Kontext eingebunden würde. Die soziale Interaktion könne die Hunde zum Worterwerb motivieren, so Miklósi. Ähnliche Mechanismen seien beim Spracherwerb von Kindern zu beobachten.
Innerhalb einer Woche wurden Gaia und den anderen fünf Border Collies auf diese Weise die Namen neuer Spielzeugen beigebracht. «Es stellte sich heraus, dass dies für diese begabten Hunde keine grosse Herausforderung darstellte. Sie lernten mühelos zwischen elf und zwölf Spielzeuge», erklärte Koautorin Shany Dror.
Die Forscher testeten die Hunde nach einigen Monaten wieder, nachdem sie die Namen der neuen Spielzeuge gelernt hatten. Und sie stellten fest, dass sie die Begriffe immer noch richtig zuordneten, obwohl sie die Spielzeuge zwischendurch nicht gesehen hatten.
«Die getesteten Hunde waren nicht nur in der Lage, bis zu zwölf neue Objektnamen in einer Woche zu lernen. Sondern die Untersuchungen zeigten, dass die meisten von ihnen die Objektnamen auch für mindestens zwei Monate im Langzeitgedächtnis behielten». Das fassen die Autoren zusammen.
Nur wenige Hunde können wohl Objektnamen erlernen
Die Versuchsgruppe sei mit sechs Hunden sehr klein gewesen, geben die Forschenden auch zu bedenken. Obwohl im Rahmen der von den Forschern ausgerufenen «Genius Dog Challenge» versucht wurde, über mehrere Kanäle weitere Tiere zu finden.
«Dies stützt unsere früheren Ergebnisse. Diese deuteten darauf hin, dass die Fähigkeit, Objektnamen zu erlernen, selten und nur bei wenigen begabten Individuen vorhanden ist. Die meisten - aber nicht alle - scheinen Border Collies zu sein.» Tatsächlich seien solche bemerkenswerten Fähigkeiten zuvor lediglich bei einem wenigen Hunden bekannt geworden.

«Hunde sind gute Modelle, um menschliches Verhalten zu studieren. Denn sie haben sich in der menschlichen Umgebung entwickelt», resümiert Miklósi. «Mit diesen talentierten Hunden haben wir die einmalige Gelegenheit zu untersuchen, wie eine andere Spezies die menschliche Sprache versteht. Und wie das Erlernen von Wörtern die Art und Weise beeinflusst, wie wir über die Welt denken.»
Ausserdem seien begabte Hunde auch interessant. Denn sie zeigten, dass es auch unter anderen Spezies Individuen gebe, die einzigartig talentiert seien. «Mit Hilfe dieser Hunde hoffen wir, die Faktoren, die zur Entwicklung von Talent beitragen, besser zu verstehen.»