Mit einem festlichen Totenamt hat die katholische Kirche den gestorbenen Papst Benedikt XVI. geehrt – während der amtierende Papst Franziskus mit dabei war. Der Andrang hielt sich in Grenzen.
Papst Franziskus hält das Reqiuem.
Papst Franziskus hält das Reqiuem. - Michael Kappeler/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die katholische Kirche hat in Rom Abschied von Benedikt XVI.

genommen. Das Requiem für den emeritierten Papst auf dem Petersplatz wurde am Donnerstag von Benedikts Nachfolger Franziskus geleitet.

Im Vergleich zu der Totenmesse für den «Jahrhundertpapst» Johannes Paul II. im Jahr 2005 war der Andrang der Gläubigen eher gering. Dem Vatikan zufolge nahmen schätzungsweise rund 50.000 Gläubige teil. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde der frühere Pontifex im Anschluss im Petersdom in einer kleinen Zeremonie beigesetzt. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war am vergangenen Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.

Die Totenmesse für Benedikt war für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil mit ihm erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wurde und kein Nachfolger gewählt werden musste. Die Liturgie wurde im Vergleich zu einem herkömmlichen Trauergottesdienst für einen Papst leicht verändert. Das Requiem wurde überwiegend auf Latein gehalten, die Fürbitten wurden jedoch in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch, gesprochen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete die Trauerfeier als «bewegend». Benedikt sei in der ganzen Welt hoch geachtet gewesen. «Er hat den reichen Schatz der katholischen Kirche mit Vernunft und mit Seele an die Gläubigen weitergetragen», sagte Steinmeier, der selbst evangelischer Christ ist. «Das wird die Erinnerung an ihn prägen.» Was den sexuellen Missbrauch in der Kirche betreffe, so habe sich Benedikt zur Aufarbeitung verpflichtet gesehen.

Söder: «Er war halt Bayer»

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Oppositionsführer und CDU-Chef Friedrich Merz und andere Berliner Spitzenpolitiker nahmen an der Trauerfeier teil. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte: «Er war nicht nur einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, er war ein Philosoph, ein Intellektueller – und er war halt Bayer.» Besonders gross war die Abordnung aus Benedikts bayerischer Heimat: Dazu gehörten Gebirgsschützen, Trachtler, eine Blaskapelle und die freiwillige Feuerwehr aus Pentling bei Regensburg, wo Ratzinger eigentlich seinen Lebensabend hatte verbringen wollen.

Rund 130 Kardinäle aus aller Welt reihten sich in ihren festlichen Gewändern auf dem Platz ein. Kurz vor Beginn des Requiems beugte sich Benedikts langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein über den Sarg und küsste ihn. Weitere hohe deutsche Geistliche, die den Gottesdienst mitfeierten, waren der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, ein solches Papst-Begräbnis berühre die ganze Welt.

«Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams»

Franziskus wurde im Rollstuhl auf den Platz gefahren. In seiner Predigt nahm er nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger. Die bayerischen Bischöfe Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) fanden das angemessen. So hätte sich Benedikt die Predigt gewünscht, sagte Oster. Der Argentinier sprach vor allem allgemein über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte er: «Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!» Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.

Auf dem Platz gab es nach der Messe vereinzelt «Santo Subito»-Rufe – also Forderungen nach einer Heiligsprechung des Verstorbenen. Bätzing ist das noch zu früh. «Ich finde nicht, dass jetzt der Zeitpunkt ist», sagte er nach der Messe. Privatsekretär Gänswein hatte vor wenigen Tagen bei katholischen Sender EWTN dagegen prognostiziert: «Ich glaube, dass es in diese Richtung gehen wird.»

Beisetzung in der Gruft des Petersdoms

Nach dem Requiem wurde der einfache Holzsarg mit dem Leichnam Benedikts in den Petersdom gebracht. Bevor der Sarg in der Basilika verschwand, segnete Papst Franziskus ihn, berührte ihn mit der Hand und verneigte sich. In der Gruft des Petersdoms wurde Benedikt dann beigesetzt. Von diesem Teil der Trauerfeierlichkeiten war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Videoaufnahmen des Vatikans zeigten, wie Benedikts Sarg zugeschweisst wurde und sich Gänswein unter Tränen an der letzten Ruhestätte von seinem Mentor verabschiedete.

Benedikt liegt nun im Grab seines Vorgängers Johannes Paul II., dessen sterbliche Überreste schon vor Jahren an einen anderen Ort in der Kirche gebracht wurden. Nach dem Tod des beliebten Polen waren im April 2005 rund drei Millionen Menschen nach Rom gereist – rund 500.000 drängten sich während der Totenmesse um den Vatikan.

Vor dem Gottesdienst war dem gestorbenen Pontifex ein Schreiben in den Sarg gelegt worden, das sein Leben zusammenfasste. Darin stand unter anderem: «Er kämpfte entschieden gegen die Verbrechen, die von Vertretern des Klerus an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden, und rief die Kirche immer wieder zur Bekehrung, zum Gebet, zur Busse und zur Reinigung auf.»

«Mythenbildung über die Rolle des Verstorbenen» entgegentreten

In das Pontifikat von Benedikt fielen etliche Enthüllungen von Missbrauchsskandalen. Er ergriff dabei Massnahmen zum Schutz von Kindern und verurteilte als erster Papst die Verbrechen. Allerdings änderte er nichts an den Strukturen, die den Missbrauch in der katholischen Kirche begünstigten. Die Opfervereinigung Eckiger Tisch forderte von der zur Beisetzung angereisten Delegation aus Deutschland, sich auf die Seite der Missbrauchsopfer zu stellen. Sie solle der «Mythenbildung über die Rolle des Verstorbenen» in Bezug auf die Aufdeckung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker der katholischen Kirche entgegentreten, hiess es in einer Mitteilung.

Benedikt leitete die katholische Kirche mit weit über einer Milliarde Gläubigen von 2005 bis 2013. Sein freiwilliger Rücktritt war historisch, da Päpste normalerweise im Amt sterben. Inzwischen gilt es aber als möglich, dass auch Franziskus zurücktreten wird, wenn sich seine Gesundheit zu stark verschlechtern sollte. Nach seinem Rücktritt lebte Benedikt als emeritierter Papst in dem Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten.

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