Seit längerem wurde Attila Hildmann per Haftbefehl gesucht. Nun haben ihn offenbar Hobby-Detektive und Reporter ausfindig gemacht.
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Attila Hildmann bei einer Demonstration im Sommer 2020. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Attila Hildmann wurde in der Türkei von Journalisten und Hobby-Detektiven aufgespürt.
  • Er soll sich in der Stadt Kartepe befinden.

Der mit Haftbefehl gesuchte rechtsradikale Verschwörungserzähler Attila Hildmann ist nach einem Medienbericht in der Türkei aufgespürt worden. Das Kunststück gelang einer Gruppe von Hobby-Detektiven sowie Reportern der Zeitschrift «Stern» nach monatelangen Recherchen.

Hildmann wurde demnach in der Stadt Kartepe, rund 100 Kilometer östlich von Istanbul, gefunden. Die Suchenden hätten mit ihm gesprochen, heisst es in dem Bericht der Zeitschrift. Ein Video zeigte die Begegnung.

Der Anführer der Hobby-Ermittler habe nach der Begegnung sofort das deutsche Generalkonsulat in Istanbul informiert. Der Bundespolizei wurde Attila Hildmanns Adresse und das Nummernschild seines Autos mitgeteilt, so der «Stern».

Attila Hildmann ist kein türkischer Staatsbürger

Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte sich gestern zu dem Fall nicht äussern. Kürzlich war bekannt geworden, dass Attila Hildmann nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte lange angenommen, er habe auch die türkische Staatsbürgerschaft und werde deswegen nicht ausgeliefert.

Seit April sei der tatsächliche Status von Hildmann bekannt, die Fahndung wegen des internationalen Haftbefehls sei erweitert worden. Das hiess es kürzlich von der Staatsanwaltschaft.

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Attila Hildmann spricht bei einer Kundgebung gegen Corona-Einschränkungen auf dem Washingtonplatz in Berlin. - dpa-infocom GmbH

In dem Film von der Begegnung mit Attila Hildmann in «Stern TV» wurde der Deutsche auf seinen Aufenthaltsort angesprochen. Die Journalisten wollten wissen, ob die türkischen Behörden wüssten, wo er lebe und ob er von ihnen geschützt werde.

«Selbstverständlich, das sieht man doch, ich lebe doch frei hier», antwortete er. Auf die Frage, ob er einen türkischen Pass habe, antwortete er zwei Mal mit dem Satz: «Ich bin Türke.» Ansonsten sprach er weiter über antisemitische Verschwörungstheorien.

Ob die Bundesregierung inzwischen ein Auslieferungsgesuch an die Türkei gestellt hat, ist nicht bekannt. Beteiligt sein sollen nach Medienberichten das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Justiz. Auch das Auswärtige Amt sowie die türkischen Behörden sollen eingeschaltet sein. Hildmann wurde in West-Berlin als Kind türkischer Eltern geboren, er wuchs aber bei deutschen Adoptiveltern auf.

Verbreiter rechtsextremer Verschwörungstheorien

Laut dem Bericht lebte Attila Hildmann seit Sommer dieses Jahres in der Stadt Kartepe. Zuvor wohnte er demnach seit Herbst 2021 in Gömec, einem Küstenort im Westen der Türkei. Die 13 Hobby-Detektive nannten sich «Hildbusters» (Hildmannjäger) – nach dem Hollywoodfilm «Ghostbusters». Hildmann war im Dezember 2020 in die Türkei geflohen und wurde ab Februar 2021 mit einem internationalen Haftbefehl gesucht.

Die Gruppe recherchierte demnach sehr lange und aufwendig im Internet und in Chatkanälen. Es wurden von Hildmann gepostete Videos und Fotos analysiert, um ihn aufzuspüren. Der «Stern» begleitete die Gruppe und recherchierte nach eigener Darstellung parallel selber. Die Journalisten gelangten sogar in seine abgeschottete Chatgruppe.

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Der Vegan-Koch Attila Hildmann spricht bei einer Demonstration gegen die Corona-Massnahmen vor dem Reichstag. (Archichbild). - dpa-infocom GmbH

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Hildmann. Der Deutsche wurde als veganer Kochbuchautor bekannt und verbreitete dann rechtsextreme Verschwörungstheorien. Er bezeichnet sich selbst als «ultrarechts» und einen Verschwörungsprediger. Ermittelt wird wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen die Polizei.

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