Queen Elizabeth: Wollen sich nun mehr Länder von Briten lossagen?
Das britische Commonwealth hat an Bedeutung verloren, mit dem Tod von Queen Elizabeth auch an Glanz. Droht dem Nationenbund das Ende?

Das Wichtigste in Kürze
- Das britische Commonwealth verliert mit dem Tod der Queen weiter an Bedeutung.
- Es gibt bereits erste Austritte. Wollen sich nun noch mehr Länder von Briten lossagen?
- Politologe Gilbert Casasus nennt die Herkules-Aufgaben, die auf König Charles III. warten.
Queen Elizabeth II. ist tot. Und damit auch bald das Commonwealth? Ihm gehören heute 56 Staaten an, davon haben 15 den britischen Monarchen als Oberhaupt.
Einst wurde der Nationenbund gegründet, um Autonomiebestrebungen von ehemaligen Kolonien entgegenzuwirken. Doch die historische Verbindung zum britischen Königshaus bröckelt.
Erste Abgänge hat es bereits gegeben: Etwa der Inselstaat Barbados hat sich von der Krone abgewandt und ist heute eine Republik. Spaltet sich das Imperium mit dem Tod von Queen Elizabeth nun weiter auf?
Commonwealth verliert mit Queen-Tod an Bedeutung
Politologe Gilbert Casasus schätzt die Lage für Nau.ch ein. Und stellt klar: «Der Commonwealth hat seit dem Ende des Kolonialismus enorm an Bedeutung verloren. Und der Tod der Königin trägt, auch wenn nur begrenzt, zu diesem Bedeutungsschwund bei.»
Die Frage nach der Existenzberechtigung des britischen Commonwealth steht schon lange auf der aussenpolitischen Tagesordnung.
Der Tod der Queen löst die Diskussionen aber erneut aus – und das hat laut Politologe Casasus einen Grund: «Während die Monarchie unter Queen Elizabeth II. an Glanz gewann, nahm derjenige des Commonwealth kontinuierlich ab.»
Hinzu kommt: Die Queen ist in einer Phase der Schwächung Grossbritanniens gestorben. «Dem heutigen Vereinigten Königreich geht es schlecht.» Damit sei die «Versuchung, sich vom Königreich zu lösen, in den letzten Jahren gestiegen.»
Indopazifische Länder wandern ab
Und wer springt als nächstes ab? «Der Auflösungsprozess trifft erst einmal insbesondere für einige Länder des indopazifischen Raumes zu.»
So hat direkt nach dem Tod der Queen etwa der Inselstaat Antigua und Barbuda angekündigt, eine Republik werden zu wollen. Und auch der australische Premierminister ist als Monarchiegegner bekannt.
Ob das britische Commonwealth zu retten ist, hängt zu einem grossen Teil von der Innen- und Aussenpolitik Grossbritanniens ab.
Das ist die Aufgabe von König Charles!
«Der welt- und europaweite britische Vertrauensschwund wird für die Zukunft des Commonwealth mitentscheidend sein», ist sich Casasus sicher. «Grossbritannien ist zunehmend instabiler geworden.»
Im Königshaus stellt sich jetzt vor allem die Frage: «Ist König Charles III. in der Lage, der schwellenden Krise Grossbritanniens entgegenzutreten?»

Die Antwort hänge nicht etwa von Beziehungsdramen der Königsfamilie ab. «Sondern von der Fähigkeit eines Landes, seine teils verlorene Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen», schliesst Casasus.