Greensill in London: CS ignorierte Warnungen vor Milliarden-Debakel
Beim Skandal um die Bank Greensill in London ignorierte die Credit Suisse interne Warnungen – mit fatalen Folgen für Anleger und den gesamten Finanzsektor.

Bereits 2018 sollen Führungskräfte der Credit Suisse anonyme Hinweise zu Risiken bei Geschäften mit Greensill Capital erhalten haben. Die Nachrichten stellten die Urteilsfähigkeit des Managements infrage und warnten vor der engen Zusammenarbeit mit Lex Greensill.
Laut «The Guardian» wurde explizit vor der Strategie gewarnt, Greensills Kredite in milliardenschwere Anlagefonds für vermögende Kunden zu bündeln.
Die Hinweise kritisierten auch, dass ein grosser Teil der Kredite an Unternehmen des Stahlmagnaten Sanjeev Gupta vergeben wurde.
Warnungen waren deutliche Alarmsignale
Die Warnungen bezogen sich zudem auf den Zusammenbruch ähnlicher Fonds bei anderen Anbietern, was als deutliches Alarmsignal galt.
Ein Manager leitete die Hinweise 2018 sogar direkt an Lex Greensill weiter.

Die interne Kommunikation zeigte, dass die Bedenken zwar bekannt waren, aber offenbar nicht zu grundlegenden Änderungen führten.
Finma-Bericht offenbart Versäumnisse
Die Schweizer Finanzaufsicht Finma veröffentlichte nach langem Rechtsstreit einen Bericht. Dieser dokumentierte die wiederholten Warnungen und die mangelnde Reaktion der Bank.
Laut «The Guardian» zeigte der Bericht, dass das Management bis Juni 2019 weitere Hinweise erhielt, aber keine ausreichenden Massnahmen ergriff. Credit Suisse vertraute Greensill weitreichend und liess ihm grosse Freiheiten im Umgang mit Kundengeldern.
Die Finma kritisierte, dass die Bank weder die tatsächlichen Risiken noch die Bonität der Kreditnehmer ausreichend prüfte. Die Aufsicht sprach von «schwerwiegenden Verletzungen der Aufsichtspflichten» und ordnete zusätzliche Kontrollen an, wie «Swissinfo» berichtet.
Milliardenschaden durch Greensill und juristische Aufarbeitung in London
Als Greensill Capital im März 2021 zusammenbrach, mussten die Greensill-Fonds der Credit Suisse abrupt geschlossen werden. Mehr als tausend Anleger verloren grosse Summen.
Die Bank geriet in eine existenzielle Krise, die schliesslich zur Notübernahme durch UBS im Jahr 2023 führte, wie «City A.M.» berichtet. Aktuell läuft in London ein Zivilprozess, in dem eine ehemalige Credit Suisse-Fondsgesellschaft 440 Millionen Dollar von SoftBank einklagt.

Es geht um komplexe Deals, die vor dem Zusammenbruch mit Greensill eingefädelt wurden. Die Finma hält aber fest, dass ein Grossteil der Investitionen zur Bedienung privater Investoren diente.
UBS kämpft um Schadensbegrenzung
UBS, die Credit Suisse übernommen hat, versucht weiterhin, Verluste für ehemalige Kunden zu minimieren. Die Bank betont, dass es sich um Altlasten handelt, die vor der Übernahme entstanden sind.
Lex Greensill selbst äusserte sich bislang nicht zu den aktuellen Entwicklungen. Der Fall Greensill bleibt ein Lehrstück für Risikomanagement und die Bedeutung von unabhängiger Kontrolle in der Finanzbranche.