Im Prozess um einen Immobilien-Deal des Vatikans in London, bei dem der Heilige Stuhl mehr als 200 Millionen Euro Verlust gemacht haben soll, hat ein Kardinal seine Unschuld beteuert.
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ARCHIV - Bei einem Immobiliendeal in der britischen Hauptstadt soll der Vatikan hunderte Millionen Euro Verlust gemacht haben. Ab heute muss sich ein Kardinal in Rom vor Gericht verantworten. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der angeklagte Giovanni Angelo Becciu sagte erstmals am Donnerstag in einem Saal der vatikanischen Museen aus und verlas eine Erklärung.

«Ich bin als der schlimmste unter den Kardinälen dargestellt worden», sagte der Italiener und sprach von einem «medialen Gemetzel». Die Vorwürfe gegen sich nannte er «absurd», «unglaublich» und «grotesk».

Der 73-Jährige kritisierte, als nicht loyal gegenüber Papst Franziskus dargestellt worden zu sein. Becciu, der in den Verhandlungen seit Juli 2021 anders als neun Mitangeklagte meistens anwesend war, will nach eigenen Worten seine Unschuld verteidigen.

In dem Prozess geht es um den verlustreichen Kauf einer Luxusimmobilie durch das mächtige Staatssekretariat. In diesem war Becciu zwischen 2011 und 2018 Substitut, also ein wichtiger Abteilungsleiter. Die Angeklagten müssen sich mitunter wegen Korruption, Amtsmissbrauch und Geldwäsche verantworten.

Der Vatikan wollte das Gebäude wohl kaufen, um es gewinnbringend weiter zu veräussern. Für den Deal sollen Spendengelder der Gläubigen aus dem Peterspfennig verwendet worden sein. Der Peterspfennig ist die einmal jährliche weltweite Spendensammlung für den Vatikan. Der finanzielle Schaden für den Vatikan betrug einer Schätzung der Anklage zufolge 217 Millionen Euro. Das Gebäude im Londoner Stadtteil Chelsea hat der Vatikan nach eigenen Angaben wieder verkauft. Den nächsten Verhandlungstermin setzte das Gericht auf den 30. März fest.

Der Vorsitzende Richter Giuseppe Pignatone befragte Becciu am Donnerstag ausserdem zu Zahlungen in sechsstelliger Höhe an eine von seinem Bruder geleitete Sozialeinrichtung in der Diözese seiner sardischen Heimat. Dieser Strang des Prozesses hängt nicht mit dem Immobilien-Deal zusammen. Becciu sollte dennoch dafür Rede und Antwort stehen. Der Geistliche bestätigte die von der Einrichtung erbetenen Spenden-Zahlungen und fügte an, diese in gutem Glauben getätigt, nicht jedoch gewusst zu haben, wie sie weiter verwendet wurden. Er habe nie gewollt, dass ein Euro oder gar ein Cent, den er verwaltete, zweckentfremdet würde, erklärte er in seinem Eingangsstatement.

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