Auf diese Stellungnahme haben viele Katholiken gewartet: Papst Benedikt XVI. äussert sich zu Vorwürfen aus dem Münchner Missbrauchsskandal.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI bittet Opfer des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche um Verzeihung. Foto: Daniel Karmann/dpa
Der emeritierte Papst Benedikt XVI bittet Opfer des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche um Verzeihung. Foto: Daniel Karmann/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der emeritierte Papst Benedikt XVI. entschuldigt sich.
  • Er verspüre «tiefe Scham» für das, was Opfer sexuellen Missbrauchs passiert sei.

Josef Ratzinger hat Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirchen um Verzeihung gebeten - konkrete Vertuschungsvorwürfe gegen sich aber entschieden zurückgewiesen.

«Ich habe in der katholischen Kirche grosse Verantwortung getragen. Umso grösser ist mein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind», schrieb der emeritierte Papst Benedikt in einer Stellungnahme, die der Vatikan heute veröffentlichte.

Früherer Papst Benedikt XVI.
Früherer Papst Benedikt XVI. - AFP/Archiv

Er wolle seine «tiefe Scham», seinen «grossen Schmerz» und seine «aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs zum Ausdruck bringen», heisst es in dem Schreiben weiter.

Seit Wochen in er Kritik

Benedikt, der frühere Kardinal Joseph Ratzinger, steht seit Wochen heftig in der Kritik, weil ihm ein Gutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising Fehlverhalten in vier Fällen vorwirft. Die Gutachter der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) gehen davon aus, dass Ratzinger in seiner Zeit als Münchner Erzbischof Priester, die Kinder missbraucht hatten, wieder in der Seelsorge einsetzte.

Diese Vorwürfe werden in einem ebenfalls am Dienstag veröffentlichten «Faktencheck» von Ratzingers Anwälten und Beratern kategorisch abgestritten. «Das Gutachten enthält keinen Beweis für einen Vorwurf des Fehlverhaltens oder der Mithilfe bei einer Vertuschung», heisst es darin. «Als Erzbischof war Kardinal Ratzinger nicht an einer Vertuschung von Missbrauchstaten beteiligt.»

Benedikt äusserte sich auch selbst zu Vorwürfen, er habe über seine Teilnahme an einer Sitzung gelogen, in der es um die Versetzung eines Priesters von Nordrhein-Westfalen nach Bayern ging. Dieser Priester soll später in zwei oberbayerischen Gemeinden wieder mehrere Kinder missbraucht haben. Die falsche Angabe, er sei bei der fraglichen Sitzung nicht dabei gewesen, beruhe auf einem Missverständnis. Das habe sich beim Verfassen der Stellungnahme zu dem Gutachten ergeben, bei dem «eine kleine Gruppe von Freunden» ihm geholfen habe.

Keine Lüge, nur ein Versehen

«Bei der Riesenarbeit jener Tage – der Erarbeitung der Stellungnahme – ist ein Versehen erfolgt, was die Frage meiner Teilnahme an der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 betrifft».

Der Fehler sei «nicht beabsichtigt» gewesen - und «so hoffe ich, auch entschuldbar», schreibt Benedikt. «Dass das Versehen ausgenutzt wurde, um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, ja, mich als Lügner darzustellen, hat mich tief getroffen.»

Die Teilnahme an der Sitzung belege nicht, dass er von früheren Missbrauchstaten des Priesters aus Essen gewusst habe, betonen Ratzingers Anwälte. Die Akten zeigten, «dass in der fraglichen Sitzung nicht thematisiert wurde, dass der Priester sexuellen Missbrauch begangen hat», schreiben sie.

Laut dem am 20. Januar vorgestellten Gutachten wurden mindestens 497 Kinder und Jugendliche zwischen 1945 und 2019 in dem katholischen Bistum von Priestern, Diakonen oder anderen Mitarbeitern der Kirche sexuell missbraucht.

Mindestens 235 mutmassliche Täter gab es demnach - darunter 173 Priester und 9 Diakone. Allerdings sei dies nur das «Hellfeld» - es sei von einer viel grösseren Dunkelziffer auszugehen.

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