Einen solchen Karfreitag hat es noch nicht gegeben. Wegen der Corona-Pandemie steht Papst Franziskus bei vielen Riten meist weit entfernt von anderen.
Papst Franziskus verlässt nach der Prozession den leeren Petersplatz. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa
Papst Franziskus verlässt nach der Prozession den leeren Petersplatz. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • An der Karfreitagsprozession des Papstes waren dieses Jahr nur wenige Menschen anwesend.
  • Franziskus las unter anderem Meditationstexte von Häftlingen vor.

Bei der meist emotional bewegenden Kreuzweg-Prozession, die sonst von Tausenden Pilgern begleitet wird, waren diesmal nur das katholische Kirchenoberhaupt und wenige andere Menschen dabei. Die Zeremonie war vom antiken Kolosseum in den abgesperrten Vatikan verlegt worden. Auf den Petersplatz vor dem riesigen Dom wirkten der Papst und die wenigen anderen Beteiligten der abendlichen Prozession fast verloren.

Bei der Feier werden traditionell das Leiden Jesus', sein Weg in den Tod am Kreuz und ins Grab in 14 Stationen nachgestellt. Die Meditationstexte, die verlesen wurden, stammten diesmal unter anderem von Häftlingen des Gefängnisses «Due Palazzi» aus dem norditalienischen Padua. Auch Eltern, deren Tochter ermordet wurde, die Mutter eines Straftäters und Justizmitarbeiter hatten die Ansprachen in der Ich-Form verfasst.

Die Menschen berichteten von schwierigen Phasen ihres Lebens. «Mir war nicht bewusst, dass das Böse in mir langsam immer mehr anwuchs», hiess es zum Beispiel von einem Straftäter an der dritten Station. Später hiess es von der Tochter eines Häftlings, die ihren Vater vermisst: «Ich habe Italien von Süden nach Norden durchquert, um in seiner Nähe zu sein: Ich kenne die Städte nicht wegen ihrer Sehenswürdigkeiten, sondern wegen der Gefängnisse, die ich besucht habe.»

Coronavirus - Karfreitag im Vatikan
Papst Franziskus (2.v.l) leitet die Zeremonie der Via Crucis – oder Kreuzweg – auf dem Petersplatz, der nach dem italienischen Verbot von Versammlungen zur Eindämmung der Coronavirus-Infektion von den Gläubigen leer ist. - dpa

Zwölf Menschen gingen mit vier Fackeln und einem Kreuz über den dunklen Petersplatz, auf dem der ägyptische Obelisk in den dunklen Himmel ragte. Auch in der Gruppe befanden sich Menschen, die im Strafvollzug tätig sind, wie es hiess. Der Platz wurde von Kerzen am Boden beleuchtet. Der 83 Jahre alte Franziskus sass und stand – ganz in weiss gekleidet - leicht erhöht an den Stufen zum Dom und sprach kurze Gebete. Meist blieb er weit entfernt von den meisten anderen. Doch kurz vor Schluss kam ein Mann zu ihm hoch und übergab ihm das dunkle Kreuz.

Seit Wochen wegen der Corona-Krise abgesperrt

Das Gotteshaus und der Platz sind seit Wochen wegen der Corona-Krise abgesperrt. Alle Karfreitags- und Osterfestlichkeiten mussten ohne Gläubige stattfinden. In anderen Jahren kommen die Pilger in Massen zu Ostern nach Rom. Es ist das wichtigste Fest gläubiger Christen. Auch in dieser Nacht hatte der Papst ein historisches Pestkreuz aufstellen lassen.

Bereits am frühen Abend hatte Papst Franziskus im Petersdom mit den Zeremonien zum Karfreitag begonnen. Er feierte in der riesigen Kirche, die Zehntausende Besucher fasst, mit wenigen Würdenträgern und Gästen die sogenannte Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi. Die Predigt hielt der Kapuzinermönch und Prediger des päpstlichen Hauses, Raniero Cantalamessa.

Dieser sagte, die Corona-Welle habe viele auf der Welt von einem «Allmachtswahn» befreit. Sie habe den Menschen auch mehr Solidarität gebracht. In Gebeten wurde der Opfer der Pandemie gedacht. Der Gottesdienst und die Prozession wurden von der katholischen Medienplattform «Vaticannews» im Internet übertragen.

Ab Samstag beginnen im Vatikan die Osterfeierlichkeiten zu Jesus' Auferstehung. Am Sonntag steht der traditionelle Segen «Urbi et Orbi» (12.00 Uhr) an. Italien ist mit bald 19 000 Corona-Toten besonders heftig von der Pandemie getroffen. Überall im Land gelten noch bis 3. Mai strenge Ausgangsbeschränkungen.

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