Der Papst hat in einer Botschaft an die Ukraine appelliert und dabei für grossen Unmut gesorgt. Das Land zeigt sich enttäuscht.
Ukraine Krieg
Der Papst hatte mit einem missverständlichen Appell zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg einen massiven Widerspruch ausgelöst. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Papst hat die Ukraine zu Friedensverhandlungen mit Russland aufgerufen.
  • Die Ukraine zeigt sich enttäuscht über diese Aufforderung.
  • Sie betont, niemals zu kapitulieren.
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Mit einem missverständlichen Appell zu Friedensverhandlungen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Papst Franziskus massiven Widerspruch ausgelöst. Die Äusserungen des katholischen Kirchen-Oberhaupts wurden in der Ukraine als einseitiger Appell allein an Kiew verstanden. Manche sprechen sogar von einem Aufruf zur Kapitulation.

Der 87-Jährige gebrauchte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview des Schweizer Fernsehens auch das Wort von der «weissen Fahne»: In Kriegszeiten seit Jahrhunderten das Zeichen der Kapitulation, also der kampflosen Aufgabe gegen die feindlichen Truppen.

«Wenn man sieht, dass man besiegt ist, muss man den Mut haben zu verhandeln», sagte Franziskus in dem Interview. Ohne eine der Konfliktparteien Russland oder Ukraine beim Namen zu nennen, fügte er hinzu: «Schämen Sie sich nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird.»

Papst Franziskus: «Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation».
Papst Franziskus: «Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation».
Fordert ein Ende der Kämpfe in der Ukraine auf: Papst Franziskus.
Fordert ein Ende der Kämpfe in der Ukraine auf: Papst Franziskus.
Ukraine-Krieg
Wolodymyr Selenskyj und Papst Franziskus. (Archivbild)

Trotzdem wurde dies vielfach als Hinweis vor allem an die Ukraine verstanden. An anderer Stelle in dem Interview sagte das Oberhaupt von mehr als 1,4 Milliarden Katholiken: «Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.»

Ukraine zeigt sich enttäuscht und wütend

Mit seiner Aussage hat der Papst in der Ukraine für grossen Unmut gesorgt. «Unsere Flagge ist gelb und blau. Unter dieser Flagge leben wir, sterben wir und siegen wir. Wir werden niemals andere Flaggen hissen», betont der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba auf Social Media.

Kuleba forderte den Pontifex auf, «auf der Seite des Guten» zu stehen. Er solle die gegnerischen Seiten nicht «auf die gleiche Stufe zu stellen und es 'Verhandlungen' zu nennen».

Wie finden Sie die Aussage des Papstes zur Situation in der Ukraine?

Er spielte auch auf einige Zusammenarbeiten der katholischen Kirche mit den Nazi-Kräften während des Zweiten Weltkriegs an: «Gleichzeitig kennen wir diese Vatikan-Strategie bezüglich der weissen Flagge aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts», sagte Kuleba.

«Wir hoffen weiterhin, dass nach zwei Jahren verheerenden Krieges im Herzen Europas, der Pontifex eine Möglichkeit findet, einen apostolischen Besuch in der Ukraine abzustatten. Damit würde er über eine Million ukrainische Katholiken, über fünf Millionen griechisch-katholische Gläubige und alle Ukrainer unterstützen», sagte Kuleba abschliessend.

Der Vatikan widerspricht den Vorwürfen

Papst-Sprecher Matteo Bruni widersprach am Samstagabend Darstellungen, der Pontifex habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert. Franziskus selbst ging in seinem Sonntagsgebet auf dem Petersplatz nicht auf die Kontroverse ein. Er rief allgemein dazu auf, für Frieden in der «gepeinigten Ukraine» und im Heiligen Land zu beten.

Er fügte hinzu: «Beendet die Feindseligkeiten, die unermessliches Leid in der Zivilbevölkerung verursachen.»

Auf Unverständnis stiess insbesondere seine Antwort auf die Frage, ob nicht manchmal Mut nötig sei, die weisse Fahne zu hissen. Die Formulierung stammte vom Interviewer.

Der Papst antwortete: «Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt. Der den Mut der weissen Fahne hat, zu verhandeln.»

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