Die Journalistin und Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa sieht die Pressefreiheit in ihrer Heimat Philippinen und in anderen Ländern von Propaganda in Onlinenetzwerken bedroht.
Maria Ressa
Maria Ressa - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Politikern wie Bolsonaro und Marcos Schaffung eigener Realitäten vorgeworfen.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP führte die 58-Jährige die Verschlechterung der Lage für Medienschaffende auf den Bedeutungsgewinn dieser Netzwerke zurück, die die Verbreitung von Propaganda und Unwahrheiten deutlich einfacher gemacht hätten. Ressa forderte die internationale Gemeinschaft auf, Onlinenetzwerke so zu regulieren, dass «wir unseren Job machen können».

Es sei «ungerecht», dass Journalisten «so grosse Opfer abverlangt werden», sagte Ressa am Rande einer Veranstaltung zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am Dienstag in Genf. Solange Technologien zur Nachrichtenverbreitung nicht besser reguliert seien, bleibe ihnen «keine andere Wahl», als die Demokratie so gut zu verteidigen, wie sie können.

Derweil schüfen Politiker wie Brasiliens rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro mithilfe von Onlinenetzwerken «ihre eigenen Realitäten», kritisierte Ressa. Angesichts solcher Entwicklungen sei die weltweite Lage von Journalisten «düster».

Ressa ist selbst Angriffen durch die politische Führung ihres Landes ausgesetzt. Sie übt lautstarke Kritik am amtierenden philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte für dessen martialische Anti-Drogen-Politik. Gegen sie laufen mehrere strafrechtliche Ermittlungen, die nach ihren eigenen Angaben in eine 100-jährige Haftstrafe münden könnten.

Auf den Philippinen finden am Montag Präsidentschaftswahlen statt. Duterte steht nicht mehr zur Wahl, allerdings kandidiert seine Tochter Sara Duterte als Vizepräsidentin. Gute Chancen auf das Präsidentenamt hat Ferdinand Marcos Jr., der Sohn des früheren Diktators Ferdinand Marcos. Dass Marcos Jr. als Favorit bei der Präsidentschaftswahl antrete, sei nur möglich, «weil die Geschichte vor unseren Augen umgeschrieben wurde», sagte Ressa.

Ressa ist Mitbegründerin des philippinischen Nachrichtenportals «Rappler». Für ihre journalistische Arbeit wurde sie vergangenes Jahr gemeinsam mit ihrem russischen Kollegen Dmitri Muratow mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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