Im Prozess um ein tödliches Schiffsunglück auf der Donau in Budapest hat die Staatsanwaltschaft eine mehrjährige Haftstrafe für den Kapitän des beteiligten Kreuzfahrtschiffs gefordert.
Bergungseinsatz nach Schiffsunglück auf der Donau
Bergungseinsatz nach Schiffsunglück auf der Donau - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Kollision im Mai starben mindestens 25 Südkoreaner und zwei Ungarn.

Der 64-jährige Ukrainer solle zu neun Jahren Haft verurteilt werden, wenn er alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe einräume, erklärte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Er ist wegen «Gefährdung des Schiffsverkehrs mit mehreren Todesfällen als Folge» sowie unterlassener Hilfeleistung in 35 Fällen angeklagt.

Das von dem Ukrainer gesteuerte Schiff «Viking Sigyn» hatte am 29. Mai beim Überholen ein kleineres Ausflugsschiff gerammt: Dieses sank, 25 südkoreanische Touristen, darunter ein sechsjähriges Mädchen, und zwei ungarische Besatzungsmitglieder starben. Eine Südkoreanerin wird nach wie vor vermisst. Es war das schwerste Schiffsunglück in Ungarns Nachkriegsgeschichte.

Der angeklagte Ukrainer wies am Mittwoch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Eine Aussage vor dem Bezirksgericht in der ungarischen Hauptstadt wollte er nicht machen. Opferangehörige reisten wegen der Coronavirus-Epidemie nicht zum Prozess an, wie das Gericht mitteilte.

Auf Aufnahmen von Überwachungskameras ist zu sehen, wie sich das Donau-Kreuzfahrtschiff «Viking Sigyn» auf einem bei Touristen beliebten Abschnitt der Donau im Budapester Stadtzentrum mit grosser Geschwindigkeit dem Ausflugsboot nähert und es beim Überholen dann rammt. Das kleinere Boot mit 33 südkoreanischen Passagieren und zwei Besatzungsmitgliedern an Bord sank innerhalb weniger Sekunden; nur sieben Insassen überlebten das Unglück.

Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass der «Viking Sigyn»-Kapitän sich mindestens fünf Minuten lang nicht auf seine Pflichten konzentrierte und daher nicht bemerkte, wie nah er dem anderen Schiff bereits war. Nach der Kollision sei er nicht seiner Pflicht nachgekommen, den Ertrinkenden zu helfen. Wegen unterlassener Hilfe wurde auch der 56-jährige Kapitän des Kreuzfahrtschiffs «Viking Idun» angeklagt, die am Unglückstag der «Viking Sigyn» folgte.

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