2018 sorgte der Mord an einer Überlebenden des Holocaust für einen Aufschrei. Das Urteil für den Haupttäter lautet jetzt: lebenslange Haftstrafe.
Holocaust Mireille Knoll
Der Mord an der 85-jährigen Überlebenden des Holocaust löste einen Aufschrei aus. Zahlreiche Menschen in Paris nahmen an einem stillen Marsch im Namen von Mireille Knoll teil. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • 2018 wurde eine 85-jährige Holocaust-Überlebende in ihrer Wohnung ermordet.
  • Die Tat war antisemitisch motiviert.
  • Nun wurden die Täter verurteilt.

Gut drei Jahre nach dem Mord an einer Überlebenden des Holocaust hat ein Pariser Gericht den Hauptangeklagten Yacine M. zu lebenslanger Haft verurteilt. Die antisemitisch motivierte Tat hatte für grosse Empörung gesorgt.

Gegen den Mitangeklagten Alex C. verhängte das Gericht eine 15-jährige Freiheitsstrafe. Die Pariser Richter bekräftigten am Mittwoch in beiden Fällen den antisemitischen Charakter der Tat. Das Verbrechen sei Teil eines «antisemitischen Gesamtkontextes» gewesen, sagte der vorsitzende Richter Frank Zientara.

Angeklagte mehrfach vorbestraft

Im März 2018 hatten Feuerwehrleute die Leiche der 85-Jährigen entdeckt, als sie zum Löschen eines Brandes in ihre Wohnung kamen. Die alte Dame, die an Parkinson litt und sich nicht selbst fortbewegen konnte, war mit elf Messerstichen getötet worden.

Die Ermittler fanden bald heraus, dass M. und C. zum Tatzeitpunkt in ihrer Wohnung gewesen waren. Beide Angeklagte waren bereits mehrfach vorbestraft wegen Diebstahls und Gewalttaten.

Während der Ermittlungen und des Prozesses machten sie widersprüchliche Angaben und beschuldigten sich gegenseitig der Tat. Den Vorwurf des Antisemitismus wiesen beide zurück.

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Eine gezeichnete Szene aus dem Gericht. - AFP

M. kannte Mireille Knoll seit seiner Kindheit. Während der Gerichtsverhandlung bezeichnete er die Nachbarin seiner Mutter als seine Ersatz-Oma. Er sagte, dass er für sie oft Einkäufe erledigt habe.

Nachdem sich die beiden Angeklagten im Gefängnis kennengelernt hatten, besuchten sie Mireille Knoll gemeinsam im März 2018. C. gab vor Gericht an, M. habe vorgeschlagen, die alte Dame zu bestehlen und behauptet, dass Juden viel Geld hätten.

Das Gericht sah es nun an als erwiesen an, dass M. die Frau tötete. Den Mitangeklagten sprach es vom Vorwurf des Mordes frei, verurteilte ihn aber unter anderem wegen Diebstahl.

Tat gegen Überlebende des Holocaust war antisemitisch motiviert

Der Mord hatte grosse Empörung in Frankreich ausgelöst. Die Frage des antisemitischen Charakters der Straftat stand dann Mittelpunkt der Gerichtsverhandlung. Die Verteidigung führte an, dass sich der Mitangeklagte das Motiv nur ausgedacht habe und daher kein antisemitischer Charakter vorliege.

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Herzen, ein Foto und ein Polizeisiegel kleben an der Tür zur Wohnung der 85-jährigen getöteten Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll. Foto: Christophe Ena/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Christophe Ena

Der Hass auf die Religionszugehörigkeit des Opfers sei die Ursache für die Straftat gewesen, kam das Gericht zum Schluss. Auch das Vorurteil des Hauptangeklagten, «dass in der Sozialwohnung von Frau Knoll Reichtum versteckt sein könnte», habe eine Rolle gespielt.

Der Enkel der Ermordeten äusserte sich zufrieden über das Urteil. «Unsere Familie wird nun mit dem Trauern beginnen können», sagte er.

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